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Leila Vaziri: „Akademisches Schnuppern als festes Mitglied am Lehrstuhl"
Promotion zum Thema: "Politics, Psychology and Philosophy in Contemporary British Drama: The Theatre of Anxiety"
Universität AugsburgLeila Vaziri gehört zu den ersten Stipendiatinnen des neuen Marianne-Plehn-Programms der Studienstiftung. Die 29-Jährige promoviert an der Universität Augsburg. In ihrer Dissertation beschäftigt sie sich mit dem britischen Gegenwartsdrama und der Angst.
Mit einer Zusage gerechnet hatte Leila Vaziri eigentlich nicht: Als im Juli 2020 die erlösende Mail der Studienstiftung in ihrem Mailpostfach landet, ist gerade die Mutter zu Besuch. „Glücklicherweise stand im Betreff ,Zusage', sonst hätte ich mich gar nicht getraut, sofort reinzuschauen“, erinnert sich die 29-Jährige. Umso größer war die Freude über den positiven Förderbescheid.
In der Vergangenheit hatte die junge Frau schon häufiger darüber nachgedacht, dass eine Viertelstelle an der Universität Augsburg für sie das richtige Zeitmaß wäre, um Forschung, Lehre und Karriere voranzutreiben: „Sozusagen ein akademisches Schnuppern als festes Mitglied am Lehrstuhl“, beschreibt Vaziri ihre Motivation. Aber Viertelstellen sucht man an Hochschulen in der Regel vergebens – da passte das neue Marianne-Plehn-Programm für Promovierende an bayerischen Hochschulen gut in Vaziris Lebensentwurf.
Vorteile für die Karriere
„Die Förderung hilft mir einerseits, meine Dissertation voranzutreiben. Und andererseits erhoffe ich mir klare Vorteile für meine weitere wissenschaftliche Karriere“, erklärt die junge Frau, die nun für zwei Jahre eine Viertelstelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Englische Literaturwissenschaft der Universität Augsburg innehat. So gibt sie im Zuge des Stipendiums als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Wintersemester 2020/21 ein Seminar zu Gender-Studies und Feminismus in Romanen: „Da freue ich mich sehr darauf, obwohl das Thema nicht unbedingt zu meiner Dissertation passt, dafür aber umso besser zu Marianne Plehn!“, sagt Leila Vaziri.
Im Sommersemester 2021 geht es weiter mit Shakespeare und Angst. „Das Seminar ist für mich ein Ideen-Laboratorium, in dem ich Hypothesen aus meiner Dissertation zur Diskussion stellen kann, auch, um zu überprüfen, ob meine Erläuterungen verständlich und schlüssig sind“, erklärt die Forscherin, die sich in ihrer Promotion – Politics, Psychology and Philosophy in Contemporary British Drama: The Theatre of Anxiety – mit dem britischen Gegenwartsdrama und der Angst auseinandersetzt.
Angst erforschen
Das Thema „Angst“ fasziniert Vaziri schon seit vielen Jahren. Es zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben: „Ich bin eher ein schüchterner, zurückhaltender Mensch, der nicht gern im Mittelpunkt steht.“ Doch sie stellt sich dieser Herausforderung immer wieder aufs Neue, um ihre Offenheit und Kommunikationsfähigkeit auszubauen. So spielt sie beispielsweise seit 2018 Rugby im Verein: „Die Sportart entspricht zwar nicht unbedingt meiner Wesensart, aber ich setze mir immer wieder neue Grenzen – auch im Sport. Und Rugby macht unglaublich viel Spaß.“
Leila Vaziri engagiert sich zudem ehrenamtlich in verschiedenen gesellschaftlichen Projekten, hat sich zur Sanitätshelferin ausbilden lassen, besteht mündliche Prüfungen und Vorstellungsgespräche trotz Prüfungsangst mit Bravour und hat neben Literatur und Philosophie auch Psychologie studiert, um sich mit der Angst aus naturwissenschaftlicher Perspektive auseinanderzusetzen.
Lebenslanger Prozess
Einfach war und ist das nicht immer: „Das ist ein lebenslanger Prozess“, ist Vaziri überzeugt. Als Grundschülerin war sie so schüchtern, dass niemand die Fähigkeiten und Talente der heutigen Promotionsstipendiatin der Studienstiftung bemerkte. So empfahlen die Lehrer damals die Hauptschule als schulische Laufbahn. Das anschließende Schuljahr war für das sensible Mädchen derart frustrierend, dass sie einen enormen Lernwillen entwickelte: „Ich wollte unbedingt ans Gymnasium und habe alles getan, um die Aufnahmeprüfung zu bestehen“, erinnert sich Leila Vaziri. Die Prüfung bestand sie erfolgreich – und schon bald kristallisierte sich eine Leidenschaft für Literatur, Kunst und Sprachen heraus: „Und die hält bis heute an!“, resümiert die Promovendin.
Seitdem baut sich Leila Vaziri konsequent ihren Weg: Nach dem Abitur im Jahr 2011 zieht es sie für acht Monate nach Neuseeland. „Der Work-and-Travel-Aufenthalt war eine prägende Zeit, da ich viele fremde Menschen kennen gelernt und dabei sehr gute Erfahrungen gesammelt habe, die mich bis heute beeinflussen“, erzählt sie. Damit sank zugleich ihre Hemmschwelle um ein Vielfaches, fremde Länder zu bereisen.
Neugierde siegt
Stattdessen siegt die Neugierde und macht Leila Vaziri Lust auf mehr. Im Zuge ihres Studiums, das sie 2012 in Augsburg beginnt, zieht es sie immer wieder nach England, Irland und Schottland, wo sie zwei interdisziplinäre Masterstudiengänge in Literatur und Philosophie sowie in Psychologie mit Bestnoten abschließt. Die Umstellung vom bis dahin eher geisteswissenschaftlich ausgerichteten Arbeiten auf die in der Psychologie geforderte naturwissenschaftliche Perspektive fällt ihr leicht – und sie genießt die Arbeitsatmosphäre an den irischen und britischen Universitäten. Erst für ihre Dissertation im Oktober 2018 kehrt sie zurück an ihre Alma Mater Augsburg, um bei Martin Middeke, Professor für Englische Literaturwissenschaft, zu promovieren.
Konferenz organisieren
Voller Vorfreude blickt Leila Vaziri auf das Jahr 2021: Da steht nämlich in Augsburg die Jahreskonferenz der Deutschen Gesellschaft für das englischsprachige Theater und Drama der Gegenwart e. V. an, deren Organisation sie nun – im Zuge des Marianne-Plehn-Programms – unterstützt. „So erhalte ich nicht nur einen Einblick in die Organisationsstruktur von Konferenzen und Tagungen, sondern bin in den internationalen Austausch mit Wissenschaftlerin und Wissenschaftlerinnen aus dem Fachbereich meiner Dissertation eingebunden“, freut sie sich. Das sei das Charmante an der Anbindung ihrer Stelle an den Lehrstuhl für englische Literaturwissenschaft: „Hier wird seit Jahren schwerpunktmäßig zum britischen Gegenwartsdrama und zu Dramenphilosophie geforscht, es bestehen viele internationale Kooperationen, beispielsweise mit der Forschungsgruppe Contemporary British Theatre Barcelona, sodass ich davon ausgehe, dass mir die Integration in die Forschungsprojekte leichter fällt.“
Für Leila Vaziri steht fest, dass das Marianne-Plehn-Programm ein weiterer, wichtiger Baustein ist, um ihre akademische Laufbahn fortzusetzen – weitestgehend angstfrei, denn an ihren Talenten zweifelt heute niemand mehr.
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Stand: November 2020