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Porträts
Christian Felix Benning
Schlagzeug und Percussion
Hochschule für Musik und Theater MünchenChristian Felix Benning studiert Schlagzeug und Percussion an der Hochschule für Musik und Theater in München. Der international auftretende Musiker zählt zu einer jungen, innovativen und progressiven Schlagzeuger-Generation.
Als Christian Benning drei Jahre alt ist, sitzt er zum ersten Mal an einem Schlagzeug, neugierig und voller Spielfreude. Seine Lehrerin bei der musikalischen Früherziehung hat ihn zum Schlagzeugunterricht geschickt. Die obligatorische Blockflöte ließ er davor immer links liegen, wollte dafür immer nur auf den Trommeln spielen. Die Größe des Instruments und die vielen verschiedenen Klänge und Rhythmen, die sich damit erzeugen lassen, faszinieren den kleinen Jungen. Auch gefällt es ihm, seinen ganzen Körper einzusetzen, Arme und Beine, unabhängig voneinander und doch im Zusammenspiel.
Christian Benning ist begeistert – und bleibt dabei. Er nimmt Unterricht, übt viel und spielt sehr gerne – auch für andere. „Das klingt natürlich ein wenig kitschig, aber so war es tatsächlich“, erzählt Benning im Interview. „Ich habe schnell gemerkt, wie viel Spaß mir das Schlagzeugspielen macht. Auch wenn mir das heute niemand glaubt – ich habe damals schon gewusst: „Ich möchte später mal Schlagzeuger werden.“
Die Leidenschaft ist nun Lebensinhalt: Benning, inzwischen 23 Jahre alt, studiert seit 2014 Schlagzeug und Percussion an der Hochschule für Musik und Theater in München. Seinen Weg hierher geht er mit bemerkenswertem Ehrgeiz und Einsatz.
Schon früh fällt sein außerordentliches Talent auf
Christian Bennings Eltern bemerken das Talent und die Freude ihres Sohnes zum Glück sehr früh und unterstützen ihn. Mit vier Jahren besorgen sie ihm seine ersten Instrumente: Becken, Hi-Hat und Trommel. Zum fünften Geburtstag schenken sie ihm dann ein komplettes Schlagzeug und ziehen extra von einer Wohnung in ein Haus um, damit sich der Junge im Keller einen schalldichten Probenraum einrichten kann.
„Meine Eltern haben mich immer enorm unterstützt, sonst wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Allein der logistische Aufwand, um mit den eigenen Instrumenten zu den Proben, Konzerten oder Wettbewerben zu kommen, ist riesig“, sagt Benning rückblickend. „Besonders mein Papa hat sich für mich über die Jahre als bester Instrumentenwart der Welt erwiesen.“
Seit Christian Benning zehn Jahre alt ist, spielt er als Solopaukist und Schlagwerker in der Bayerischen Philharmonie – eine Institution zur Förderung junger Orchestermusiker. Von der Kinderphilharmonie über das Jugendorchester bis hin zur Jungen Münchner Philharmonie spielt er in allen Klangkörpern und nimmt an zahlreichen Orchester-Akademien und internationalen Tourneen teil.
Auf einer dieser Akademien entdeckt ihn mit zwölf Jahren auch Adel Shalaby, Professor für Schlagzeug und Pauke an der Münchner Musikhochschule. Er lädt Benning ein, sich für ein Jungstudium zu bewerben, also ein schulbegleitendes Studium für besonders begabte Nachwuchsmusiker. Begeistert von dieser Idee, bereitet er sich über ein Jahr auf die Aufnahmeprüfung vor, die er 2009 besteht.
Mit nur 13 Jahren immatrikuliert sich Benning an der Musikhochschule und studiert zehn Semester lang, bis zu seinem Abitur 2014. „Das Jungstudium hat mich sehr geprägt, da ich nicht nur eine Schlagzeug-Ausbildung auf allerhöchstem Niveau erhalten habe, sondern auch auf zahlreichen Konzertreisen war, zu Wettbewerben angetreten bin und mit diversen kammermusikalischen Ensembles gespielt habe. Zudem habe ich einen ganz direkten Eindruck erhalten, wie sich ein Musikstudium gestaltet und auf was man sich dabei einstellen sollte.“, erzählt Benning.
Vom Jungstudium zum Studium
Nach seinem Abitur geht es für Benning an der Musikhochschule weiter, nun als „richtiger“ Student. Von 2014 bis 2016 studiert er zunächst in der Schlagzeugklasse von Professor Peter Sadlo, der ihm auch außerhalb des Unterrichts wichtiger Mentor und Freund wird.
Nach dessen plötzlichen und völlig unerwarteten Tod entschließt sich Benning, eine Zeitlang ins Ausland zu gehen. Auf Einladung von Robert van Sice, einem guten Freund Peter Sadlos und Professor am Peabody Institute der Johns Hopkins University in Baltimore, geht er in die USA. „Das Auslandssemester war musikalisch wie auch menschlich eine riesengroße Bereicherung für mein Leben und hat meinen künstlerischen Horizont stark erweitert“, sagt Benning.
Zu Beginn seines Studiums gründet er auch sein eigenes Ensemble, die Christian Benning Percussion Group (früher Percussion No. 1). Gemeinsam mit vier weiteren Percussionisten, die er an der Musikhochschule kennengelernt hat, adaptiert und komponiert er die verschiedensten Werke für Schlagzeug: Von klassischem Repertoire von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart oder Maurice Ravel, über Jazz von Chick Corea bis hin zu zeitgenössischer Musik von Iannis Xenakis. Es werden zum Teil aber auch Stücke oder Adaptionen für Benning und seine Gruppe geschrieben.
Es sind gerade die einzigartigen und situativen Konzert-Momente, die Benning besonders viel bedeuten. Dabei geht es ihm darum, sein Publikum aus dem Alltag herauszuholen und für eine Zeit lang in eine andere Welt mitzunehmen. „Musik entsteht für mich dadurch, dass ich ein Erlebnis für das Publikum kreiere und vermittle“, sagt Benning. „Die Energie und die Freude, die ich selbst beim Spielen aufwende und erfahre, möchte ich auf meine Zuhörerinnen und Zuhörer übertragen.“
Percussionisten können als reine Rhythmus-Geber agieren, aber auch Akkorde und Melodien spielen, zum Beispiel am Vibraphon oder am Marimba. „Ein Percussion-Ensemble kann spektakulär auf der Bühne anzusehen sein und gleichzeitig eine ganz neue instrumentale und klangliche Ebene für ein Publikum eröffnen, die viele so noch nicht kennen oder gar gesehen haben“, erklärt Benning
Bei Konzerten kann es vorkommen, dass die Musiker unzählige Instrumente mit auf die Bühne mitbringen. Denn Schlagwerk ist nur ein Oberbegriff für das Spiel von Musikinstrumenten aus dem Bereich der Schlag- und Effektinstrumente. Ausgehend vom Händeklatschen gehören diese zu den ältesten Formen des Musizierens. „Das moderne Schlagzeug umfasst weit über 100 verschiedenste Instrumente, die man gar nicht alle aufzählen kann. Eigentlich lässt sich alles dazuzählen, worauf und womit man schlagen kann“, sagt Benning.
Er selbst bewegt sich gerne zwischen klassischer Perkussion, etwa mit der kleinen Trommel, der Pauke oder dem Marimba, die er an der Musikhochschule lernt, und dem modernen Drumset, das vorwiegend aus dem Genre Pop und Rock bekannt ist, und das er sich zusätzlich über viele Jahre in der Dachauer Schlagzeugschule „Drums“ erarbeitet hat. „Ich mag eigentlich jede Art von Musik. Ich liebe klassische Musik, vor allem symphonische Musik, aber auch das kammermusikalische Musizieren“, sagt Benning. „Zugleich liegen meine musikalischen Wurzeln ja am Drumset, welches in der Klassik jedoch eher selten vorkommt. Ich habe am Drumset bereits in vielen und ganz verschiedenen Bands gespielt: Blasmusik, Rockband, Soulband oder auch in diversen Jazz-Combos.“
Damit ihm das gelingt, absolviert Benning ein enormes Trainingspensum, übt täglich bis zu zwölf Stunden in seinem Proberaum, auch vor dem Spiegel. Zudem macht er auch wöchentlich Kraft- und Ausdauertraining und joggt viel. Für ihn ist eine gute Technik und auch die körperliche Kondition wichtig, um sich im Konzert darauf verlassen und sich ganz dem Gefühl und den Emotionen hingeben zu können. „Beim Spielen auf der Bühne denke ich eigentlich überhaupt nicht mehr über Technik oder einzelne Töne nach. Für den Kopf ist es wichtig, sich zwar auf seine erarbeiteten technischen Fähigkeiten und Fertigkeiten verlassen zu können, jedoch gedanklich davon völlig frei zu sein. Es ist vergleichbar mit Autofahren, wo man auch nicht über die PS nachdenkt, aber im Hinterkopf weiß, dass man hier und da wenn nötig noch ein bisschen Gas geben kann“, sagt Benning. „Man wird oft verleitet, ein Stück möglichst technisch perfekt zu spielen, darf aber nicht zu sehr in eine sterile, maschinelle Spielweise verfallen. Für mich steht das Gefühl in der Musik ganz essentiell im Mittelpunkt und ich möchte mein Publikum stets erreichen.“
Viele Ideen und Projekte im Kopf
Im Januar 2019 hat Benning seinen Bachelor-Abschluss in der Klasse von Professor Arnold Riedhammer mit 1,0 absolviert und studiert nun in seinem ersten Semester als Master-Student bei Professor Alexej Gerassimez. Für seine Zukunft, nach Abschluss seines Studiums, erhofft sich Benning, so viele seiner derzeitigen Aktivitäten wie möglich zu kombinieren. „Ich könnte mir gut vorstellen, als Solist und mit meinem Ensemble, aber auch in diversen anderen kammermusikalischen Besetzungen aufzutreten und parallel dazu weiter an meiner eigenen Musik zu arbeiten.
Ich habe vor einiger Zeit begonnen, auch eigene Musik zu komponieren und vor allem zu produzieren, von Klassik bis zu elektronischer Musik, und das möchte ich in den kommenden Jahren gerne intensivieren und ausweiten. Ebenso könnte ich mir aber auch vorstellen, in einem Profiorchester zu spielen, oder später vielleicht auch selbst mal an einer Hochschul-Einrichtung zu unterrichten“, sagt Benning.
Über die rein klassisch-musikalische Arbeit hinaus forscht Benning im Rahmen eines interdisziplinären Projekts, bei dem er geneinsam mit Holger Geschwindner, langjähriger persönlicher Trainer und Mentor des Basketball-Stars Dirk Nowitzki, Percussion mit Basketball verbindet. Er arbeitet seit rund zwei Jahren mit Geschwindner und einigen deutschen U-Nationalspielern an Rhythmus basierten Trainingskonzepten, um Spieler individuell, aber auch als Team erfolgreicher spielen zu lassen. „Uns eröffnet sich hier eine unglaublich herausfordernde, aber gleichzeitig auch einzigartige Kombination aus Musik und Sport und ich bin wahnsinnig gespannt, wohin diese spezielle Zusammenarbeit führen wird“, sagt Benning. Er hat bereits ein eigenes Notensystem entwickelt und kollaboriert dabei auch mit Programmierern – spätere Promotion nicht ausgeschlossen. „Am liebsten in den USA“, sagt Benning. Hierhin verschlug es ihn zuletzt auf Einladung von Dirk Nowitzki zu einem seiner letzten Heimspiele nach Dallas.