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Porträts
Christopher Reinbold
Luft- und Raumfahrttechnik
TU MünchenChristopher Reinbold (25) studiert Luft- und Raumfahrttechnik an der TU München. Mit einem Studierendenteam hat er eine Kabinenkapsel entwickelt, die Passagiere in Zukunft mit Schallgeschwindigkeit transportieren soll.
Herr Reinbold, Sie studieren Luft- und Raumfahrttechnik an der TU München. Ein Studienfach, was man eher seltener hört. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Zurückblickend fiel die Entscheidung, Luft- und Raumfahrttechnik zu studieren, schon mit 14 Jahren beim Besuch des Kennedy Space Centers in den USA. Die immense Größe und hohe technische Komplexität der Raketen und Triebwerke haben mich dort bereits im jungen Alter begeistert. Die seitdem anhaltende Faszination sowie der Drang, die Physik und die Technik von Luft- und Raumfahrtfahrzeugen zu verstehen, haben mich motiviert, das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik aufzunehmen.
Das Bachelorstudium haben Sie erfolgreich abgeschlossen, inzwischen befinden sie sich im Masterstudium. Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium erfüllt?
Absolut. Ich lerne viele interessante Bereiche der Luft- und Raumfahrt kennen. Zu den Bereichen, die mich am meisten faszinieren, gehört die Aerodynamik, die Thermodynamik und die numerische Simulation, welche nun meine Studienschwerpunkte im Masterstudium sind. Besonders spannend finde ich es, wenn die zuvor genannten Bereiche ineinander übergreifen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Turbine eines Flugzeugtriebwerks. Bei einer Turbine spielt sowohl die Aerodynamik als auch die Kühlung der Schaufeln eine essenzielle Rolle. Dieses Zusammenspiel kann man mit numerischen Simulationen auf einem Computer abbilden und die Ergebnisse als Ingenieur analysieren und bewerten.
Neben dem Studium engagieren Sie sich in einem praktischen Projekt. Sie sind Mitglied im WARR Hyperloop Team der TU München. Was steckt dahinter?
Das WARR Hyperloop Team besteht aus rund 30 Studierenden der TU München und ist ein Teil der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt (WARR). Hyperloop ist die zukünftige Transportvision von Elon Musk, welche die Vorteile des Flugzeugs und des Zuges miteinander verbindet. Passagiere und Güter sollen in einer Kapsel durch eine Röhre im Teilvakuum mit Geschwindigkeiten nahe der Schallgrenze befördert werden. Wir als WARR Hyperloop Team haben einen Prototyp für einen internationalen Hochschulwettbewerb konstruiert: die zweite SpaceX Hyperloop Pod Competition. Der Wettbewerb fand im August 2017 in Los Angeles bei dem Raumfahrtunternehmen SpaceX statt. Das Ziel des Wettbewerbes war es, den schnellsten Prototyp zu bauen. Mit einer Geschwindigkeit von 324 Kilometer pro Stunde haben wir den Wettbewerb erfreulicherweise gewonnen. In Zukunft soll die Höchstgeschwindigkeit schrittweise weiter gesteigert werden, um sich an die Schallgeschwindigkeit heranzutasten.
Welche Rolle haben Sie bei dem Projekt gespielt?
Ich habe am Design und an der Konstruktion des Prototyps mitgearbeitet, außerdem war ich für die Simulation der Struktur mitverantwortlich. Damit stellt man sicher, dass die Struktur die auftretenden mechanischen Lasten aushalten kann. Des Weiteren habe ich die Aerodynamik des Prototyps mittels numerischer Simulation erfasst. Denn trotz des Teilvakuums trägt der aerodynamische Widerstand gerade bei hohen Geschwindigkeiten einen großen Teil zum Gesamtwiderstand bei. Die Herausforderung bestand insgesamt darin, das Gewicht sowie den aerodynamischen Widerstand des Prototyps so gering wie möglich zu halten, um so die höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen.
Wie würden Sie die Atmosphäre im Team beschreiben?
Die Atmosphäre war insgesamt sehr gut. Trotz des hohen Zeitdrucks und abschnittsweise besonders stressiger Phasen sind wir im Team kollegial miteinander umgegangen und haben Probleme sachlich und effizient gelöst.
Was war Ihr persönliches Highlight in dieser Zeit?
Ich fand das Projekt insgesamt sehr spannend, da ich es beginnend vom Konzept auf einem weißen Blatt Papier bis hin zur Fertigung des Prototyps vollständig begleiten konnte. Das Highlight war aber definitiv zu sehen, wie unser Prototyp eine Geschwindigkeit von 324 Kilometern pro Stunde erreicht und damit den Wettbewerb gewonnen hat.
Was haben sie gelernt, was nehmen Sie mit?
Einerseits habe ich mein fachliches Wissen erweitert und viel praktische Erfahrung dazugewonnen. Andererseits konnte ich meinen persönlichen Horizont erweitern, da man im Team interdisziplinär und mit Leuten aus verschiedenen Nationalitäten zusammengearbeitet hat. Eine weitere tolle Erfahrung war es außerdem, mit Ingenieuren von SpaceX zusammenzuarbeiten und einen Einblick in ihre die Denk- und Arbeitsweise zu erhalten.
Können Sie sich vorstellen, später beruflich in diesem Bereich zu arbeiten?
Definitiv, Hyperloop ist ein sehr interessantes Fortbewegungsmittel. Ich verstehe als meine Aufgabe an, einen eigenen Beitrag zum Technologiefortschritt zu leisten, um so positive Auswirkungen auf die Welt und unseren Lebensstandard zu nehmen. Dabei ist mir die Nachhaltigkeit neuer Technologien besonders wichtig. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Hyperloop-Konzept, das Menschen durch schnellere Transportwege enger vernetzt und gleichzeitig nachhaltig angelegt ist. Indem Solarmodule auf die Röhre platziert werden, kann der Hyperloop den benötigten Strom für den Betrieb selbstständig erzeugen und überschüssige Energie in Batterien speichern. Je nach Region können zusätzlich Windkraftanlagen eingesetzt werden.
Stand: November 2017