Stipendiat:innen /
Porträts
Krystin Unverzagt

Europäische Ethnologie
HU BerlinDer Lieselotte Pongratz-Promotionspreis der Studienstiftung 2025 geht an Krystin Unverzagt für ihre Dissertation "Enactments of Knowledge and Social Order in Participatory Modelling: An Ethnographic Perspective on the Relationship between Science and Democracy". Ihre in der Wissenschafts- und Technikforschung verortete Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Wissenschaft und Demokratie auf konzeptionell-theoretischer ebenso wie empirischer Ebene.
Die Forschungsfrage
Meine Dissertation widmet sich der Frage, wie Wissenschaftund Demokratie in Beziehung zueinanderstehen. In der Wissenschaftsforschung wird angenommen, dass sich Formen von Wissenschaft und gesellschaftlicher Ordnung im Austausch miteinander entwickeln. Diese Beziehung wurde jedoch bislang auf wissenschaftlicher Alltagsebene nicht hinreichend theoretisiert. Ich habe daher ein Beispiel wissenschaftlicher Praxis ausgewählt, die partizipative Modellierung, die beispielsweise in der Nachhaltigkeitsforschung eine Rolle spielt. Diese Praxis habe ich ethnografisch beforscht. Mit meiner Arbeit trage ich zu einem besseren Verständnis des Zusammenhangs von Wissenschaft und Demokratie bei. Die Ergebnisse ermöglichen es Forschenden, in ihrem Alltag zu prüfen, ob und wie ihre eigenen Forschungsprojekte zu Demokratie beitragen. Gleichzeitig untersuche ich damit, inwieweit Ethnographie geeignet ist, dieses Verhältnis verstehbar und produktiv umsetzbar zu machen.
Die Methode
Meine ethnografische Forschung hat eine langwährende teilnehmende Beobachtung in zwei Forschungsgruppen, Interviews, Dokumenten-, Video-, Audio- und Bildmaterialsammlung mit einem iterativen Ansatz des Verstehens kombiniert. Über die Behandlung von ethik-, sozial-, politiktheoretischer und wissenschaftsphilosophischer Literatur als Teil des ethnografischen Materials habe ich einen Forschungsansatz entwickelt, der den Beitrag von konkreten Forschungspraktiken zu verschiedenen „Versionen” sozialer Ordnung verstehbar und die
Beziehung von Wissenschaft und Demokratie damit der wissenschaftlichen Analyse zugänglich macht.
Die Ergebnisse
Die Arbeit liefert einen wesentlichen Beitrag zur Diskussion um die Rolle wissenschaftlicher Expertise in Transformationsprozessen ebenso wie um die demokratischen Versprechen, die mit partizipativer Forschung einhergehen. Dass diese zu einem Mehr an Demokratie beiträgt, ist nicht in der „Partizipation” selbst angelegt. Vielmehr setzt die Ausgestaltung der Forschung bestimmte Versionen von sozialer Ordnung in Kraft. Alle Kapitel schließen mit Anregungen für die Entwicklung alternativer Ausgestaltungen, die auch zur Umsetzung anderer Demokratiemodelle beitragen.
Zur Person
Krystin Unverzagt schloss an ihren Bachelor in Politik und Gesellschaft an der Universität Bonn einen Master in Science, Technology and Society am University College London an. Als Doktorandin forschte sie am Institut für Europäische Ethnologie und dem Integrative Research Institute on Transformationsof Human-Environment Systems der HU Berlin. Während des Studiums und der Promotion erhielt die 34-Jährige ein Stipendium der Studienstiftung. Ab Juni 2025 wird sie als Postdoc am Institut für Kulturanthropologie / Europäische Ethnologie der Universität Göttingen arbeiten.
Weitere Informationen
Stand: Mai 2025