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Porträts
Maik Wolfram-Schauerte

Biochemie
Universität MarburgDr. Maik Wolfram-Schauerte erhält den Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis der Studienstiftung 2025 für seine Dissertation "From RNA and its NAD-cap: Exploring T4 phage infection from an epitranscriptomic perspective". Unter Anwendung eines multidisziplinären methodischen Ansatzes liefert die Arbeit wegweisende Ergebnisse für ein ganzheitliches Verständnis der Mechanismen während einer Phagen-Infektion des Bakteriums E. coli und der Phagen-Wirt-Interaktion.
Die Forschungsfrage
Bakteriophagen sind Viren, die gezielt Bakterien infizieren und töten können – eine vielversprechende Alternative zu Antibiotika. Doch viele Mechanismen ihrer Interaktion mit Bakterien sind noch ungeklärt, auch beim bekannten Modellphagen T4, der E. coli infiziert. In meiner Doktorarbeit untersuchte ich chemische Modifikationen der Phagen-RNA, ein bislang unerforschtes Feld, mit Fokus auf das sogenannte NAD-cap – eine Art Kappen-Struktur am Ende einer RNA.
Die Methode
Um Phagen in der Medizin und Biotechnologie zunutzen, ist es zunächst wichtig, ein grundlegendesVerständnis der Phagen-Wirts-Interaktion zu erlangen. Um die bislang unbekannte Existenz und Rolle des NAD-caps in der T4-Phagen-Infektion zu entschlüsseln, kombinierte ich mikro- und molekularbiologische, biochemische und bioinformatische Methoden. Ein besonderer Fokus lag auf der Entwicklung und Anwendung spezifischer Sequenzierprotokolle, biochemischer Messmethoden und bioinformatischer Workflows. Das gezielte Maßschneidern von Methoden für neue Fragestellungen machte meine Arbeit so spannend: Schritt für Schritt konnte ich so ein kaum erforschtes Feld erschließen.
Die Ergebnisse
In meiner Arbeit erstellte ich zunächst einen umfassenden Überblick über die Genexpression während einer T4-Phagen-Infektion. Darauf aufbauend konnte ich erstmals zeigen, dass auch Phagen-RNAs neben ihren vier grundlegenden Bausteinen das NAD-cap als fünften Baustein tragen. Damit konnte ich eine bisher unbekannte RNA-Modifikationin Phagen-Infektionen entdecken und entschlüsselteweiterhin deren Regulation. Darüberhinaus entdeckte ich eine völlig neue Funktion desNAD-caps: die RNAylierung, eine biochemische Reaktion, bei der das NAD-cap als eine Art molekularer Klebstoff dient, um RNAs und Proteine zuverknüpfen. Damit konnte ich nicht nur erstmal seine RNA-Modifikation in einem Phagen funktionell charakterisieren, sondern auch zwei bislang getrennte Forschungsfelder miteinander verbinden. Diese Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis von Phagen-Infektionen bei und könnten neue Impulse für die Phagen-Therapie und die synthetische Biologie liefern.
Zur Person
Nach seinem Bachelorstudium in Molekularer Biotechnologie und seinem Masterstudium in Biochemie, beides an der Universität Heidelberg, promovierte Dr. Maik Wolfram-Schauerte in Biochemie an der Universität Marburg und dem Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie. Während seines Studiums sowie seiner Promotion war er Stipendiat der Studienstiftung. Seit Mai 2024 ist er Postdoktorand am Interfakultären Institut für Biomedizinische Informatik der Universität Tübingen im AI & Data Science Fellowship Programm. Gemeinsam mit seiner Frau setzt er sich für die Vereinbarkeit von Familie und Wissenschaft sowie Dual-Career-Förderung auf Junior-Level ein.
Weitere Informationen
Stand: Mai 2025