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Porträts

Dominik Herold

Engagementstipendium, Promotionsthema: Radikaldemokratie und Affektivität

Universität Frankfurt

Demokratie als Lebensform – das ist für Dominik Herold nicht nur ein demokratietheoretisches Paradigma, sondern ließe sich ganz treffend über den Lebenslauf des Promotionsstipendiaten schreiben. Mit dem Engagementstipendium der Studienstiftung konnte er ein besonderes Projekt maßgeblich vorantreiben.

Über 40 beteiligte Organisationen, mehr als 1,3 Millionen Euro öffentliche Fördergelder und die Aufgabe, nicht weniger als dem 175-jährigen Jubiläum einer demokratischen Revolution gerecht zu werden – auch für Dominik Herold, Mitglied der Steuerungsgruppe des Netzwerks Paulskirche und schon zuvor seit vielen Jahren in unterschiedlichen Bereichen ehrenamtlich engagiert, war dies eine besondere Herausforderung. Bereits seit 2022 setzte das Netzwerk Paulskirche unter dem Motto „Demokratie als Lebensform“ verschiedene Projekte um, die Demokratie durch künstlerische Installationen, interaktive Ausstellungen, Stadtrundgänge, Versammlungen und vieles mehr erfahrbar machen sollten. Die Aktivitäten an den Frankfurter Tagen der Demokratie vom 12. bis zum 18. Mai 2023 anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der ersten Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche stellten allerdings den (vorläufigen) Höhepunkt der Anstrengungen des Netzwerkes dar. 

Freiraum für ein Großprojekt

Mit dem Verein mehr als wählen e. V., den Dominik Herold 2017 mit anderen Studierenden in Frankfurt gründete, initiierte der Doktorand der Sozialphilosophie und Promotionsstipendiat der Studienstiftung das Großprojekt und koordinierte als Teil einer fünfköpfigen Programmgruppe im Hintergrund die Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen und Teilprojekte. Für seinen Einsatz für eine lebendige und erfahrbare Demokratie, die die Begegnung unterschiedlicher Menschen als Teil eines geteilten, gestaltbaren demokratischen Gemeinwesens in den Mittelpunkt stellt, wurde Dominik Herold von der Studienstiftung bereits 2022 als Finalist des Engagementpreises ausgezeichnet. Mit Blick auf das Paulskirchenjubiläum bewarb er sich im gleichen Jahr auf eines der Engagementstipendien der Studienstiftung, um sich mit vollem Einsatz der Hochphase der Planungsarbeit widmen zu können. „Die Organisation der Vollversammlungen mit allen Kooperationspartner:innen, die Absprache mit den acht Fokusgruppensprecher:innen, die Öffentlichkeits- und Pressearbeit und natürlich die Durchführung der Projekte vor Ort, bei denen ich auch beteiligt war – in dieser Phase blieb eigentlich keine Zeit, um weiter an meiner Promotion zu arbeiten“, sagt er rückblickend. Das Engagementstipendium, mit dem die Studienstiftung das Engagement von Dominik Herold von März bis Juni 2023 förderte, ermöglichte ihm, die Promotion für diesen Zeitraum zu pausieren. „Mithilfe des Engagementstipendiums musste ich mich nicht zwischen Wissenschaft und Ehrenamt entscheiden. Ich konnte mir die (Aus-)Zeit nehmen, um mich mit der notwendigen Professionalität, um die Belange zu kümmern, die für die Realisierung anstanden.“ Auch wenn das Pensum phasenweise extrem hoch war, schaut Dominik Herold gerne auf die Zeit zurück und schöpfte aus den Erfahrungen auch Motivation für weiteres Engagement. „Zu sehen wie eine Idee sich entwickelt und durch den demokratischen Prozess weitergetragen und gehaltvoller wird, bis sie am Ende dazu führt, dass Menschen einem zurückmelden: ,Das hat mein Leben nachhaltig beeinflusst‘ – das war für mich eine prägende Erfahrung.“

Demokratie als Lebensform – in Theorie und Praxis

 Schon in der Schule nutzte Dominik Herold als Klassen- und Schulsprecher die demokratischen Beteiligungsmöglichkeiten. Auch in der Hochschulpolitik engagierte er sich in studentischen Gremien und Vertretungen, während er sich gleichzeitig in seinem Studium mit den sozialphilosophischen und gesellschaftstheoretischen Grundlagen von Demokratie auseinandersetzte. Bei seinem Engagement ging es Dominik Herold stets darum, verschiedene Interessen in den Prozess der demokratischen Entscheidungsfindung einzubringen und besonders den Personen eine Stimme zu geben, deren Bedürfnisse, Perspektiven und Positionen oftmals unterrepräsentiert bleiben: „Mir war es immer wichtig, durch mein Engagement anderen Menschen Zugang zu Bildung, sozialer Teilhabe oder demokratischer Mitgestaltung zu ermöglichen.“ Das theoretische Interesse an einer Demokratie für alle, dem Dominik Herold aktuell in seiner Promotion zum Thema Radikaldemokratie und Affektivität nachgeht, steht dabei im engen Zusammenhang mit dem eigenen Engagement. „Über Demokratie nachzudenken, heißt auch mit sich beständig verändernden Realitäten konfrontiert zu werden. Alleine seit Beginn meines Studiums hat sich politisch einiges verändert: Regressive und reaktionäre Kräfte haben an Zuwachs gewonnen, Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus breiten sich aus, queere Menschen werden bedroht. Die politische Kultur verroht und wir erleben eine schockierende Normalisierung von Gewalt, mit Angriffen auf Politiker:innen, ehrenamtlich Engagierte und Aktivist:innen. Nicht nur ,irgendwo‘ in der Welt, sondern unmittelbar um uns herum. Das beeinflusst einerseits das Denken, befeuerte andererseits für mich die Notwendigkeit, selbst aktiv zu werden, um demokratische Räume zu verteidigen und eine Kultur des Demokratisch-Werdens zu vitalisieren“, fasst Dominik Herold das für ihn notwendige Zusammenspiel von Demokratietheorie und demokratischer Praxis zusammen. 

Wie geht es für Dominik Herold weiter? Nach dem großen Jubiläum stehen für das Netzwerk Paulskirche die Etablierung und Fortführung der initiierten Projekte im Vordergrund. Auch bei dem Verein mehr als wählen, der neben der Planung und Durchführung eines jährlichen Demokratiekonvents auch mit einem Demokratiewagen in Frankfurt unterwegs ist, engagiert sich Dominik Herold weiterhin. Gegen Ende 2024 plant der Stipendiat außerdem die Fertigstellung seiner Promotion. Auf welche Art Weise das Nachdenken über und Engagement für Demokratie fortgeführt wird, steht noch nicht fest. Sicher ist, worum es ihm dabei weiterhin gehen wird: „Für eine gerechte Welt kämpfen, solidarisch sein, Leid minimieren.“

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Stand: August 2024