Stipendiat:innen /
Porträts
Max Erdmann
Jura
LMU MünchenMit dem Lieselotte Pongratz-Promotionspreis zeichnet die Studienstiftung 2023 Dr. Max Erdmann aus, der in seiner wegweisenden Dissertation philosophische Grundlagen des Völkerrechts am Beispiel der Rechtsphilosophie Hegels aufarbeitet.
Die Forschungsfrage
Welche Perspektive eröffnet uns Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770-1831) Völkerrechtsdenken heute? In meiner Dissertation werfe ich einen neuen Blick auf Hegels Rechtsphilosophie und konnte hier bisher unerforschte Anknüpfungspunkte seines Werks für die praktische Philosophie des Völkerrechts ausmachen. So findet sich bei Hegel ein eigener Abschnitt zu Fragen des Völkerrechts – was in der Rezeption bisher zu wenig Beachtung fand.
„Die wegweisende und ideenreiche Dissertation schafft die Grundlage für eine rechtsphilosophische Erschließung des Völkerrechts Hegels als eigenständiger Teildisziplin im Überlappungsbereich von Rechtswissenschaft und Philosophie.“
aus der Begründung der Jury
Die Methode
In einem historisch-hermeneutischen Ansatz habe ich zunächst Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts untersucht und diese unter Rückgriff auf seine rechtsphilosophischen Vorlesungen interpretiert. Die Ergebnisse der Textexegese nutzte ich, um eine philosophische Perspektive auf grundlegende Strukturen der gegenwärtigen Völkerrechtsordnung einzunehmen. Hierzu habe ich neben der historischkritischen Ausgabe der Vorlesungsnachschriften auch andere Teile des Werks Hegels analysiert.
Die Ergebnisse
Meine Dissertation kommt zu dem Ergebnis, dass weite Teile der Rezeption der Rechtsphilosophie Hegels in Bezug auf das Völkerrecht die Potenziale dieses rechtsphilosophischen Ansatzes bisher unterschätzt haben. So baut Hegel beispielsweise auf dem Selbstbestimmungsrecht der Völker, wie es der Ideenwelt der Französischen Revolution entspringt, auf und entwickelt das Konzept in Richtung einer Selbstbestimmung innerhalb bestimmter staatlicher Strukturen fort. Auch Grundlagen eines humanitären Völkerrechts sind bei Hegel ansatzweise entwickelt. Meine philosophische Perspektive auf grundlegende Strukturen der Völkerrechtsordnung und ihrer Darlegung in Hegels Werk hat zudem – etwa hinsichtlich des Begriffs der Anerkennung zwischen den Staaten – für das Völkerrecht der Gegenwart Bedeutung. Hier konnte ich herausarbeiten, dass Hegel zugunsten einer Welt argumentiert, in der Staaten freiheitlich verfasste Staaten sind und sich auch zueinander als solche verhalten. Eine Philosophie des Völkerrechts kann mittelbar auch für den juristischen Diskurs von Interesse sein, da sie fundamentale völkerrechtliche Problemstellungen und Vorverständnisse wie etwa die staatliche Souveränität und das Selbstbestimmungsrecht der Völker kritisch auf das ihnen zugrunde liegende Vorverständnis befragt.
Zur Person
Dr. Max Erdmann hat seine Dissertation an der Juristischen Fakultät der LMU München verfasst. Während seines Studiums der Rechtswissenschaft sowie der Philosophie und Kunstgeschichte in Bonn und Freiburg sowie während der Promotion in München erhielt er ein Stipendium der Studienstiftung. Aktuell ist der 30-Jährige als Rechtsreferendar in Köln und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der LMU München tätig.
Kontakt
Dr. Max Erdmann, max.erdmann@jura.uni-muenchen.de
Weitere Informationen
Stand: Mai 2023