Stipendiat:innen / 

Porträts

Julian Adler

English Law and German Law

HU Berlin und King’s College London, Großbritannien

Julian Adler, 26 Jahre, studiert English Law and German Law an der HU Berlin und am King’s College London, seit 2016 Stipendiat der Studienstiftung. Er gründete mit Freunden während der Coronapandemie 2020 den Verein Aid Pioneers, den er seitdem leitet.

Herr Adler, was bewirken Sie aktuell in Ihrem gesellschaftlichen Engagement?

Wir versorgen Krankenhäuser im Osten der Ukraine und im Nordwesten Syriens mit medizinischem Verbrauchsmaterial durch ein Netzwerk an Partnerorganisationen und -unternehmen. Seit April 2022 haben wir in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen elf 40-Fuß-Container mit Spenden im Warenwert von je 250.000-500.000 Euro von den USA per Containerschiff nach Deutschland, auf der Schiene nach Wien und weiter in die Ukraine befördert, die nach den Bedürfnissen der 22 vom Krieg meistbetroffenen Frontkrankenhäuser zusammengestellt sind. Wir haben eine Idee gehabt – und es funktioniert. Unser Projekt verdeutlicht, dass jede:r Einzelne tatsächlich etwas bewirken kann, insbesondere durch internationale Zusammenarbeit und lokale Partner.

Welchen Ansatz verfolgen Sie dabei?

Wir glauben, dass die Entwicklungszusammenarbeit der Vergangenheit, die Top-Down-Lösungen durch externe Akteure umsetzte, ineffektiv und paternalistisch ist. Auf der einen Seite haben lokale Organisationen nämlich ein viel besseres Verständnis, wie nachhaltiger Wandel und Impact in ihren Ländern erreicht werden kann, trotzdem fehlen ihnen oft Ressourcen zum Skalieren ihrer Arbeit. Auf der anderen Seite haben private Geber und Unternehmen, die helfen wollen – etwa mit Geld- und Materialspenden – oft nicht die Netzwerke, um in Krisenregionen diese lokalen Organisationen zu identifizieren und zu erreichen. Deshalb suchen und verbinden wir die effektivsten lokalen Institutionen mit dem privaten Sektor, um durch Logistik, Funding und Consulting lokale Organisationen dazu zu befähigen, durch ihre Arbeit noch mehr Menschen zu erreichen. So haben wir uns ein breites Netzwerk an Speditionen, Airlines und Reedereien aufgebaut, damit Materialspenden am Zielort ankommen. Und wir bringen nur genau das auf den Weg, was uns unsere lokalen Partnerorganisationen über tagesaktuelle Bedarfslisten melden und vor Ort nicht verfügbar ist.

Bei Aid Pioneers wenden Sie Ihre juristischen Kenntnisse aus dem Studium an – wie erleben Sie dies?

In meinem gesellschaftlichen Engagement löse ich täglich Probleme zu juristischen Fragestellungen, was mich noch mehr in meinem Studium motiviert – sei es bei einer Steuerprüfung, Zoll- und arbeitsrechtlichen Fragen, beim Verfassen von Verträgen in der Ausführung unserer Projektarbeit oder bei Satzungsänderungen im Kontext des Wachstums unseres Vereins. Diese juristischen Anwendungsfragen geben mir nicht nur das Gefühl, das ich etwas Relevantes studiere, sondern auch, dass ich durch mein Engagement die Chance bekomme, viele meiner Studieninhalte durch praktische Umsetzung zu vertiefen.

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Stand: März 2023