Stipendiat:innen /
Porträts
Julia Stina Skoglund, Alumna
Performance Studies
Stockholm University, SchwedenJulia Stina Skoglund, 27, Theaterwissenschaftlerin, studierte im MA Performance Studies an der Stockholm University und war von 2014 bis 2022 Stipendiatin der Studienstiftung.
Serie: Meine Forschungsfrage
Julia Stina Skoglund analysiert prekäre Arbeitsverhältnisse in der freien Performanceszene in Schweden
Glitzernde Augen im Auditorium, vielleicht ein Glas Sekt in der Pause: ein Theaterbesuch ist für viele etwas Besonderes. Doch die Lebensrealität der Menschen, die Theater-, Performance- und Tanzvorstellungen produzieren, ist weit weniger glamourös und oft von finanzieller Unsicherheit und mangelnder Planbarkeit geprägt. Meine Forschungsfrage: Wie ist es strukturell um die prekären Arbeitsverhältnisse in der freien Performanceszene in Schweden bestellt und wie wirken sich diese Strukturen auf die Arbeit sowie das Privatleben der Künstler:innen aus?
Im Rahmen meiner Masterarbeit untersuchte ich prekäre Arbeitsbedingungen in der Freien Szene in Schweden. Methodisch kombinierte ich hierbei Literaturanalyse mit semi-strukturierten Interviews. Die interviewten Personen bilden ein Spektrum unterschiedlicher Arbeitsweisen ab, vom Mitglied eines feministischen Performancekollektivs über eine Solo-Choreographin bis hin zur Leiterin einer unabhängigen Tanzkompagnie mit eigener Bühne. Sie alle haben ihre je eigenen Strategien der Deprekarisierung gefunden, denen jedoch gemein ist, dass sie stets in der solidarischen Gemeinschaft mit anderen verankert sind.
So nutzt zum Beispiel eine interviewte Künstlerin ihre Performances als Plattform zur Inklusion von Menschen und Körpern, die selten Platz im öffentlichen Raum einnehmen dürfen. Auch widersetzt sie sich dem Mythos der Solokünstler:in, wenn sie als künstlerische Leiterin explizit die Nennung nicht nur ihres, sondern der Namen aller künstlerisch Beteiligten auf Plakaten einfordert. Eine andere Künstlerin hat mit Freundinnen ein Performancekollektiv gegründet, in dem frei von Hierarchien künstlerisch gearbeitet wird. Gleichzeitig dient das Kollektiv auch als Label und kann von den Mitgliedern in unterschiedlichen Konstellationen, beispielsweise beim Beantragen von Projektfördermitteln, verwendet werden – eine Art, die Vermarktung von Kunst zu subvertieren.
Julia Stina Skoglund, 27, Theaterwissenschaftlerin, studierte im MA Performance Studies an der Stockholm University in Schweden und war von 2014 bis 2022 Stipendiatin der Studienstiftung. Für ihr Dissertationsprojekt zur Geschichte des schwedischen Amateurtheaters forscht sie seit September 2022 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Stockholm.
Stand: Dezember 2022