Stipendiat:innen /
Porträts
Maximilian Bertamini
Rechtswissenschaft, Promotionsstipendiat
Universität BochumDer 28-Jährige Maximilian Bertamini wurde während seines Studium der Rechtswissenschaft in Bochum durch die Studienstiftung gefördert. Seit 2020 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum. Der Jurist hat zudem die Online-Plattform Scievon.com aufgebaut, eine globale Datenbank für wissenschaftliche Webinare.
Die europäische Idee verstehen, weiter denken und gestalten – in Bologna haben 170 Stipendiat:innen im September 2022 „Perspektiven für Europa“ erkundet. Dabei kooperierten wir mit unserem langjährigen Partner, der School of Advanced International Studies der Johns-Hopkins University.
Das Herzstück des Programms bildete ein Planspiel zu Gesetzgebungsprozessen in der Europäischen Union im Bereich Klimapolitik. Die Geförderten schlüpften für einen Tag in die Rolle von Regierungsmitgliedern, Abgeordneten oder Medien und lernen, wie europäische Politik gestaltet wird.
Mit dabei: Promotionsstipendiat Maximilian Bertamini.
„Die großartige Stimmung über das gesamte Event in Bologna hinweg ließ sich auch durch die zäheste Verhandlung während unseres Planspiels zu Gesetzgebungsprozessen in der Europäischen Union im Bereich Klimapolitik kein bisschen trüben! Für viele Studierende war es das erste große physische Zusammentreffen seit zwei Jahren Pandemie!“
Interview
Herr Bertamini, warum nehmen Sie am Europafestival in Bologna teil?
Mich hat die Kombination aus dem Thema, dem Ort und Programm sehr gereizt. Ich war sehr gespannt auf die Perspektiven der anderen Stipendiat:innen und freue mich sehr, dass ich mit dem Europafestival ein Event gefunden habe, zu dem ich mit Erkenntnissen aus meiner eigenen Forschung beitragen darf.
In Bologna haben Sie den stipendiatischen Workshop „Europäische Souveränität“ geleitet. Worum geht es dabei?
Seit 2017 haben sich führende EU Politiker:innen hinter diesem Begriff versammelt, um die Entwicklung der EU in Richtung von mehr Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit voranzutreiben. Ziel der Übung war es, Forderungen nach mehr Europäischer Souveränität einordnen zu können und zu verstehen, in welchen Bereichen diese Forderungen umsetzbar oder nützlich sind und wo eher nicht.
Sie haben gemeinsam mit Stipendiat:innen die EU-Klimapolitik in einem Planspiel simuliert und sich mit einer europäischen Antwort auf den Klimawandel befasst – mit welchem Ergebnis?
Die Arbeit im Planspiel hat uns auf eine wirklich aufschlussreiche Weise Einblicke in die Entscheidungsfindung der EU gewährt. Alle Beteiligten haben ihre Rollen als Vertreter:innen Europäischer Institutionen, der Presse und verschiedenen Lobbys sehr gewissenhaft (und natürlich mit einem Augenzwinkern) gespielt und damit die spannenden Dynamiken erlebt. Auch wenn wir schon im Vorfeld schwierige Verhandlungen und in puncto Klimaschutz vermutlich zu wenig ambitionierte Ergebnisse erwartet haben, hat uns deren „tatsächlicher" Eintritt in der Reflexion des Planspiels noch lange beschäftigt. Fest steht jedenfalls, dass die laufenden EU Verhandlungen zum Emissionszertifikatehandel nun von vielen zusätzlichen Augenpaaren verfolgt werden. Die großartige Stimmung über das gesamte Event hinweg – welches für viele das erste große physische Zusammentreffen seit zwei Jahren Pandemie war – ließ sich übrigens auch durch die zäheste Verhandlung kein bisschen trüben!
In Ihrer Dissertation untersuchen Sie, ob und inwieweit der Erwerb von Eigentum im Weltall legal ist. Was möchten Sie herausfinden? Und inwieweit spielt Europa in Ihrem Forschungsalltag eine Rolle?
Die Frage nach dem Eigentum stellt sich im Lichte neuer technologischer Möglichkeiten und einer wachsenden Industrie, die sich gerne an den wertvollen Ressourcen im All bedienen würde. Rechtlich gesehen ist das aber gar nicht so einfach. Das internationale Weltraumrecht enthält zwar ein relativ allgemeines Verbot der „nationalen Aneignung“ des Weltraums, ist in Teilen allerdings älter als die Mondlandung und enthält daher weder konkrete Regeln zum Umgang mit Rohstoffen, noch mit privaten Akteuren im All. Um die Forschungsfrage zu beantworten, betreibe ich deshalb relativ viel Grundlagenarbeit zu nationale Aneignungen im Völkerrecht. Daher beschäftige ich mich zum Beispiel viel mit Fragen rund um Konzepte wie Eigentum, Souveränität und Staatlichkeit – und dabei kommt dann auch immer wieder die EU ins Spiel. Wenn ich Expert:innengespräche zu europäischen Bestrebungen rund um die Eindämmung von Weltraumschrott führe, begegnet mir die EU.
Stand: Oktober 2022