Im ewigen Eis zu forschen, ist für manche ein Kindertraum. Für seine
Promotion in der Umweltphysik begibt sich Stipendiat Jan-Marcus Nasse
regelmäßig in die Antarktis – auf die deutsche Forschungsstation
Neumayer III. Ein Gespräch über seine Faszination für die Physik und
seine Expeditionen in die Antarktis.
Warum haben Sie Physik studiert?
Ich habe am meisten Spaß,
wenn ich das Gefühl habe, den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen.
Nicht nur aus einer, sondern aus verschiedenen Perspektiven. Das war
schon in der Schule so. Nach dem Abitur habe ich mich gefragt, wo ich
das am ehesten wiederfinde. Und das war die Physik. Hier beschäftige ich
mich mit den grundlegenden Phänomene in der Natur, deren Verhalten und
Gesetzmäßigkeiten.
Was fasziniert Sie an der Physik?
Ich
mag es, an meine intellektuellen Grenzen zu gelangen. Und das passiert
häufig in der Physik. Man beißt sich an diesen Grenzen fest und hofft,
sie etwas herausschieben zu können. Begonnen hat es damit in der
Oberstufe. Ich habe einen Kurs zur speziellen Relativitätstheorie
besucht, der bei mir eine bleibende Faszination hinterlassen hat –
gerade weil es so schwierig war, Einsteins Gedankenexperiment gedanklich
zu fassen.
Sie haben Ihren Bachelor zunächst in Heidelberg
absolviert. Während dieser Zeit haben Sie ein Studienjahr in Frankreich
verbracht – wie hat Sie dieser Aufenthalt geprägt?
Ich habe dort
eine hervorragende Vorlesung zur Fluiddynamik besucht. Die Fluiddynamik
ist ein Teilgebiet der Strömungslehre und beschäftigt sich mit bewegten
Fluiden wie Luft oder Wasser, die Körper umströmen und beeinflussen.
Unser Dozent hat die dahinterliegenden physikalischen Konzepte auf
großartige Weise mit Alltagsbeobachtungen verbunden. So hat er zum
Beispiel gezeigt, warum Zugvögel in der charakteristischen V-Formation
fliegen – auf diese Weise können die hinteren von der Strömung um die
Flügel der vorderen Vögel profitieren und so ihre Kräfte schonen. Nach
meiner Rückkehr habe ich diese Verbindung – zwischen grundlegender
Physik und Phänomenen im Bereich der Umweltphysik, die durch Beobachtung
zugänglich sind – zum Schwerpunkt meines folgenden Masterstudiums
gemacht.