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Porträts
Silke Seibold
Deutsche Literatur
Universität TübingenSilke Seibold (23) studiert Deutsche Literatur an der Universität Tübingen. Mit ihrem Debüt als Hörspielautorin hat sie den Deutschen Kinderhörspielpreis 2016 gewonnen.
Na super! Statt mit seinem besten Freund ins Ferienlager zu fahren, muss der angehende Weltklasse-Reporter Lucas zwei Wochen zu seiner Großtante aufs Land. Und als wär’s nicht schon schlimm genug, in die Pampa abgeschoben zu werden, kommt auch noch seine nervtötende Schwester mit – der reinste Alptraum! Ein Glück für Lucas, dass Nicky da ist – Fußballstar, Hobbydetektivin und schon bald seine Partnerin bei gewagten Ermittlungen in einem mysteriösen Kriminalfall.
„Gib’s zurück!“ ist eine spannende Sommerferien-Detektivgeschichte, in der es neben den beiden ineinander verwobenen „Kriminalfällen“ zudem um Freundschaft, Tierschutz und den Bruch mit Geschlechter-Stereotypen geht“, erzählt Silke Seibold (22). Es ist ihr Debüt als Hörspielautorin und gleichzeitig ihre Bachelorarbeit.
Dafür hat sie gleich den Deutschen Kinderhörspielpreis 2016 gewonnen. „Ich habe mich natürlich wahnsinnig über den Preis gefreut! Überrascht hat er mich allerdings auch sehr, da ich zunächst nicht einmal wusste, dass das Hörspiel vom Sender eingereicht, geschweige denn nominiert worden war“, sagt Silke Seibold.
„Warum schreibst du nicht einfach ein Hörspiel für uns?“
Eher zufällig ist es Mitte 2015 auch zu „Gib’s zurück!“ gekommen. Da studiert Silke Seibold noch Medienwissenschaften, Germanistik und Philosophie an der Universität Tübingen. Gegen Ende ihres Bachelorstudiums absolviert sie ein dreimonatiges Praktikum in der SWR2-Hörspielabteilung mit Schwerpunkt Kinderhörspiel. Davor hatte sie – mit Ausnahme des Konsums der üblichen Verdächtigen wie TKKG, Die drei ??? oder Fünf Freunde in ihrer Kindheit – recht wenig mit Hörspielen zu tun.
„Tatsächlich habe ich das Thema meiner Chefin beim SWR2, Uta-Maria Heim, zu verdanken, die, als sie hörte, dass ich noch auf der Suche nach einem Bachelorarbeitsthema bin, meinte: ‚Warum schreibst du nicht einfach ein Hörspiel für uns?‘“, erzählt Silke Seibold. Die Antwort war klar, schließlich hatte sie sich ohnehin dafür entschieden, als Abschlussarbeit ein Werkstück zu produzieren. Allerdings wusste sie noch nicht, für welches Medium. „Die Gelegenheit, mein Hörspiel möglicherweise vom SWR2 produzieren und senden zu lassen, war natürlich sehr verlockend und irgendwie hat es mich in den Fingern gejuckt zu schreiben“, sagt Silke Seibold.
„Einfallsreiches Kinderhörspiel, das im Mikrokosmos große Fragen stellt"
Die Grundidee, zwei streitende Geschwisterkinder in ihr Hörspiel einzubauen, hat sie aus ihrer eigenen Kindheit geschöpft – wie das bei Kindern eben so sei, hätten auch ihr Bruder und sie sich damals immer wieder mal in die Haare gekriegt. Im Endeffekt war das jedoch nur der Startpunkt für die Ideensammlung zum Hörspiel. „Es geht nicht um meine Geschichte, sondern um die von Lucas – der Stoff stammt also tatsächlich einfach aus meiner Fantasie. Und da ich als Kind selbst sehr gerne Detektivgeschichten gelesen und gehört habe, dachte ich, dass das auch heute noch Kinder interessieren könnte“, erzählt Silke Seibold.
Dabei war es ihr natürlich wichtig, das Hörspiel spannend und die Figuren lebendig zu gestalten, weswegen sie versucht hat, zwei Handlungsstränge ineinander zu verweben und allen Figuren kleinere Eigenheiten mitzugeben. „Besonders markant am Hörspielmanuskript ist, dass beschreibende Erzählungen in diesem Sinne fehlen – man arbeitet sprachlich gesehen mit Dialogen und vielleicht noch Monologen, aber jegliche weiteren Informationen über den Handlungsraum oder dergleichen müssen über andere Wege vermittelt werden“, sagt Silke Seibold.
Das geschieht zum Beispiel über Geräusche oder Musik. Ausgestaltet wird das alles dann in der Produktion, aber bereits im Manuskript muss diese Ebene mitbedacht werden. „Diese Umstellung des Denkens war für mich als blutige Anfängerin vermutlich die größte Herausforderung beim Schreiben des Hörspiels. Ich habe oft einfach Verschiedenes ausprobiert und natürlich auch viele Tipps von meinen erfahreneren Kolleginnen des SWRs erhalten“, erzählt Silke Seibold.
Das Feedback während des Schreibprozesses war ganz wesentlich. Es gab mehrere Versionen von „Gib’s zurück!“, die durch die Rückmeldungen der Dramaturgin Uta-Maria Heim und der Regisseurin Kirstin Petri immer wieder verfeinert oder in eine etwas andere Richtung gelenkt wurden.
Als Autorin war Silke Seibold nach Fertigstellung des Manuskripts nicht mehr in die Produktion eingebunden. Das war zwar schade, ist aber meistens so. „Manchmal ist es im Regieprozess notwendig, Sätze oder Szenen zu streichen, an denen man als Autor möglicherweise hängt, die jedoch von einem etwas entfernteren Standpunkt aus betrachtet nicht nötig sind oder sogar den Fluss des Hörspiels behindern“, sagt Silke Seibold.
Geschadet hat es dem Stück nicht, wie die Auszeichnung mit dem Deutschen Kinderhörspielpreis 2016 zeigt. In ihrer Begründung hält die Jury fest: „Abenteuerlich, ja sogar von detektivischer Spannung durchtränkt ist nämlich, was die Autorin dem Nachwuchspublikum hier bietet: Ein Krimi für Kinder, der in ländlicher Idylle handfeste Ungerechtigkeiten ökologischer Natur aufspürt, nebenbei ein schönes Lehrstück über Freundschaft bietet und unter der Regie von Kirstin Petri und mit der Musik von Peter Kaizar eine opulente Klangkulisse schafft. Ein sprachlich und akustisch einfallsreiches Kinderhörspiel, das im Mikrokosmos große Fragen stellt.“
Der Preis ist für Silke Seibold eine große Motivation: „Dass das Hörspiel den Preis gewonnen hat, motiviert mich nun natürlich weiterzumachen und hoffentlich einige der vielen anderen Ideen, die in meinem Kopf herumschwirren, endlich zu Papier zu bringen.“ Zunächst möchte sie aber ihr Studium beenden. Silke Seibold studiert inzwischen Deutsche Literatur im Masterstudium an der Universität Tübingen.
Sie ist sich noch nicht ganz sicher, in welche Richtung sie nach ihrem Abschluss gehen möchte; Eine Promotion ist nicht ausgeschlossen, aber auch die Arbeit in einer Redaktion, oder im Lektorat eines Literaturverlages sind Optionen, die für sie durchaus in Frage kommen. „Es ist aber klar, dass sich alles um Literatur drehen wird. Literarische Texte und phantastische Geschichten haben mich einfach immer schon fasziniert.“
Stand: November 2017