Porträt

Nicolai Cerveny

Psychologie

Universität Erlangen

Nicolai Cerveny hat die Schule abgebrochen und gejobbt, bis ihm klar wurde, dass er unbedingt an die Uni möchte. Heute studiert er Psychologie mit einem Stipendium der Studienstiftung – und setzt sich als Botschafter für mehr Chancengerechtigkeit ein.

„Das Auswahlseminar fand ich erstaunlich entspannt“

Vom Hörensagen kennt man ja viel und geht da mit einer gewissen, nicht unbedingt positiven Erwartungshaltung ran. Von recht elitärem Getue und starkem Konkurrenzdruck war die Rede. Das hatte mich vorab etwas beunruhigt. Aber ich ließ mich davon nicht beeindrucken und das Wochenende einfach auf mich zukommen. Am Ende wurde ich positiv überrascht.

Das große Wetteifern ist ausgeblieben. Wir haben uns sogar gegenseitig geholfen und gemeinsam was unternommen. Ich habe viele unterschiedliche und interessante Leute getroffen. Mit einigen bin ich noch heute  befreundet – unabhängig davon, ob sie in der Studienstiftung sind oder nicht. Wer zu einem Auswahlseminar eingeladen ist, braucht wirklich keine Angst zu haben oder nervös zu sein.

Ich habe mich auch nicht auf das Wochenende vorbereitet, abgesehen von dem Referat. Ich wusste einfach nicht, wie und warum ich das hätte tun sollen. Es gibt nur eine Regel, an die ich mich halten würde: Sei du selbst. Nicht probieren zu beeindrucken, nichts darstellen wollen was man gar nicht ist. Niemand ist perfekt. Und das wird auch von keinem verlangt.

„Mein Leben ist alles andere als geradlinig verlaufen“

Ich habe die Schule abgebrochen, auch wegen familiärer Probleme. Verschiedene Jobs gemacht, bis die Unzufriedenheit überhandnahm und ich mich gefragt habe: „Wo will ich hin?“ Der damalige Job war es definitiv nicht. Aber es gab einige beständige Interessen. Eine Wissbegier, die mich seit Kindestagen begleitet: wissen wollen, wie Dinge funktionieren, draußen in der Natur, in den Sternen oder in unserem eigenen Gehirn. Diesem Interesse bin ich endlich gefolgt.

Ich habe das getan, was ich als Jugendlicher nicht mehr konnte – in die Schule gehen. Auf dem zweiten Bildungsweg habe ich das Abitur nachgeholt. Nach vielen Jahren Berufstätigkeit war das eine große Umstellung. Aber es hat sich gelohnt. Nun studiere ich Psychologie an der Universität Erlangen – und könnte nicht zufriedener sein.

„Als ich die Zusage erhielt, war ich perplex“

Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet und war ganz perplex, als ich den dicken Umschlag der Studienstiftung in der Hand hielt. Ich dachte immer, ich wäre zu unkonventionell, zu „anders“, nicht nur wegen meines etwas verschobenen Lebenslaufs. Deshalb war die Freude natürlich riesengroß.

Es fühlt sich gut an, finanziell unabhängig zu sein und sich einfach mal ein teures Lehrbuch zu holen, das man sich wünscht. Was aber noch toller ist: die ideelle Förderung. Ich habe zum Beispiel im Sommer 2014 zwei Wochen auf einer Sommerakademie in den Schweizer Alpen verbracht. Ich war schon davor Schweiz-Fan, aber jetzt bin ich es erst recht. Eine wunderschöne Kulisse, spannende Diskussionen inner- und außerhalb der Arbeitsgruppen, interessante Vorträge und geniale Dozenten. Das Wandern kam natürlich auch nicht zu kurz.

Es war wirklich beeindruckend mitzuerleben, was für eine Dynamik in diesen Gruppen entstand und was von den Stipendiaten in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurde. Sport, Musik, Tanz und sogar Theater, alles dabei.

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Stand: August 2016