Berichte

Doktorandenforum Natur, 8.-11.Novemer 2012 in Berlin

Das Doktorandenforum Natur fand vom 8. – 11. November 2012 im wannseeFORUM statt. Als Gebäude nutzt das wannseeFORUM eine für den Bankier Carl Jörger 1908 fertiggestellte Villa. Im Stile eines märkischen Herrenhaus, von einem großzügigen Park umgeben mit eigenem Uferabschnitt, bot die Anlage ein perfektes Umfeld. Seitens der Studienstiftung wurde das Doktorandenforum von Dr. Peter Antes und Dr. Hans-Ottmar Weyand betreut.

Bei Kaffee und leckerem Kuchen traf man zu Beginn der Tagung am Donnerstagnachmittag viele bekannte, aber auch einige neue Gesichter. Auch wenn die Studienstiftung mit über 1000 Promotionsstipendiaten das größte deutsche Förderwerk ist, kennt man nach bald zwei Jahren einen erstaunlich großen Teil der Stipendiaten. Fast alle Teilnehmer hatten einen eigenen Beitrag vorbereitet. Das Spektrum der Vorträge war so weit gestreut wie die Naturwissenschaften (inklusive Mathematik und Psychologie) selbst. So hatte man Gelegenheit, nicht nur spannenden Einblick in völlig fremde Fächer zu nehmen, sondern auch wieder den Kontakt zu Disziplinen des eigenen Fachbereichs herzustellen, die man mit der Spezialisierung während der Dissertation aus den Augen verloren hat. Das Spannungsfeld zwischen eigener Spezialisierung und einer breit gefächerten Zuhörerschaft trat in einigen Vortragsdiskussionen deutlich zu Tage, wenn Missverständnisse und konträre Ansichten aus unterschiedlichen Definitionen eines Begriffs entstanden. Hier bieten die Doktorandenforen ein sehr gutes Experimentierfeld was die Verständlichkeit der eigenen Vorträge betrifft. Gleich einer der ersten Vorträge beschäftigte sich dementsprechend auch nicht mit den fachlichen Inhalten einer Dissertation, sondern der Frage: „Alles oder nichts? – Präsentation wissenschaftlicher Daten zwischen Science Slam und Fachvortrag.“ Festzuhalten bleibt, dass gerade bei einem inhomogenen Publikum die Schaffung einer allgemeinen Diskussionsgrundlage wie auch die Wahl eines aussagekräftigen Titels essentiell sind. Auch wenn gerade letzteres nicht immer einfach ist, wird die Mühe doch in der Regel belohnt. In Erinnerung bleiben werden sicher auch die beiden von Gastrednern bestrittenen Abendvorträge. Eröffnet hat Frau Prof. Dr. Constance Scharff, mit ihrem Vortrag „Twitter Evolution: Was Singvögel mit Sprache und Musik zu tun haben“. Spannend berichtete sie aus ihrem Forschungsgebiet wie Vögeln das Singen lernen. Für Erstaunen sorgte die Tatsache, wie nah sich Vögel und Menschen auf der genetischen Ebene des Spracherwerbs sind, wo doch ihre „Sprachen“ so unterschiedlich sind.

Für den Freitag waren weniger Vorträge, dafür aber freie Zeit am Nachmittag vorgesehen. Diese Gelegenheit nutzten viele Teilnehmer um in kleinen Gruppen das kulturelle Angebot der Hauptstadt zu erkunden oder das nahe gelegene Potsdam zu besuchen. Am späteren Abend wurde eine Cocktailbar in Friedrichshain in Beschlag genommen. Beim Genuss exotischer Drinks und Erzeugnissen der lokalen Braukunst bestand Gelegenheit, sich ausführlicher auszutauschen als es in den über den Tag verteilten, halbstündigen Kaffeepausen möglich gewesen wäre oder in Erinnerungen an Sommerakademien im seit langer Zeit überstandenen Grundstudium zu schwelgen. Einige Unentwegte ließen es sich nicht nehmen, noch bis in die frühen Morgenstunden das Berliner Nachtleben auszukosten. Nichtsdestotrotz war das Publikum auch bei den frühen Vorträgen am Samstagmorgen hell wach, um beispielsweise Vorträgen über Willmore-Untermannigfaltigkeiten oder symbiontische Interaktionen im Waldökosystem zu lauschen. So spannend und vielseitig waren die gebotenen Themen, dass sich auch der zweite Gastredner, der Studienstiftungsalumnus Prof. Dr. Thomas Lohse von der Humboldt-Universität Berlin, es sich nicht nehmen ließ, das ganze Wochenende unter den Stipendiaten zu verbringen und engagiert mitzudiskutieren. In seinem Vortrag „Masse und Materie: Dunkle Machenschaften im Weltall“ gelang es ihm, nicht nur, den Bogen von den unvorstellbar großen Skalen des Universums zur unvorstellbar kleinen Welt der Elementarteilchen zu schlagen, sondern auch, die selbst für Experten komplexen Sachverhalte einem breiten Publikum nahe zu bringen. Im Keller des Veranstaltungshauses wurden die Diskussionen bis in die späten Abendstunden weitergeführt und dem sportlichen Wettstreit am Kickertisch und der Tischtennisplatte gefröhnt. Einzig die Versuche, eine Tanzfläche zu eröffnen, verliefen schnell im Sande.

Nach einigen weiteren Stipendiatenvorträgen ging das Wochenende am Sonntagmittag schon wieder vorüber. Dem nächsten Treffen des Forums Natur im Mai 2013 in Bingen am Rhein sehen viele Teilnehmer mit Freude entgegen. Einige regelmäßige Besucher werden bis dahin ihre Promotion abgeschlossen haben. Es bleibt jedoch das Gefühl, dass man sich bei anderer Gelegenheit wiedersehen wird.

Tim Kaminski / Jan-Hendrik Spille