Berichte

Blick auf eine “andere Schule”: Kurztagung Lehrer als Beruf

Um ihre Stipendiaten im Lehramtsstudium gezielt auf die Herausforderungen des Lehrerberufes vorzubereiten, bietet die Studienstiftung einmal jährlich die Kurztagung “Lehrer als Beruf” an. Dass dabei nicht nur theoretisch diskutiert wurde, schildert Ann-Kathrin Kuder in ihrem Bericht.

Vom Physikzentrum Bad Honnef aus begann unsere Reise durch die alternativen Schul- und Unterrichtskonzepte mit einem "Schulforschungstag". In kleinen Gruppen erkundeten wir mit Zettel und Stift bewaffnet die unterschiedlichsten Schulen und hospitierten im Unterricht. Eine Montessori-Schule, eine Integrierte Gesamtschule sowie verschiedene Gymnasien und eine Waldorfschule standen zur Auswahl.

Kein dröger Schulalltag in NRW
Ich besuchte die Christopherusschule in Königswinter, in der wir mit offenen Armen empfangen wurden. Man hatte extra für uns einen ausgefeilten Tagesplan erstellt und gab uns die Möglichkeit, in jeweils zwei Unterrichtsstunden hineinzuschnuppern. Das Besondere an der Christopherusschule ist, dass sie hochbegabte Kinder und Jugendliche in ihren "E-Klassen" speziell fördert. Aus diesem Grund erwartete uns in den Klassen höchste Leistungsbereitschaft und wir waren zutiefst beeindruckt, als ein junges Mädchen im Geschichtsunterricht der 8. Klasse nach kurzer Vorbereitungszeit eine Rede vom Lehrerpult aus hielt. Unsere gesammelten Eindrücke trugen wir nachmittags zurück ins Physikzentrum, in dem die Lehrertagung der Studienstiftung stattfand und wir zusammen mit den anderen Kleingruppen unsere Erfahrungen reflektierten. Wie facettenreich das Spektrum des Schulalltags in NRW ist, wurde dabei durch die Heterogenität unserer Eindrücke sehr deutlich.

Die eigenen Hemmschwellen überwinden
In den nächsten Tagen arbeiteten wir in vier Gruppen zu einem im Voraus gewählten Thema. In der Arbeitsgruppe „Wer viel Theater spielt, wird gut in Mathematik!“ tauchte meine Gruppe in die spannende Welt des Theaters ein und erprobte praktische Übungen für Schülerinnen und Schüler auf der sonnigen Parkanlage des Physikzentrums. Mit Requisiten ausgestattet, schlüpften wir in die Rolle von aufmüpfigen Tennagern, altersschwachen Großvätern und gestressten Business-Frauen. Wir erlebten hautnah, wie sich Theaterspielen anfühlt und wurden feinfühlig für die Ängste der Schüler, die sich nicht vor ihren Klassenkameraden blamieren wollen. Da jedoch Schreien und Schluchzen, Lieben und Hassen zum Theater gehören wie die Luft zum Atmen, lernten wir auch unsere eigenen Hemmschwellen zu überwinden.

Einblicke in eine Laborschule
Im Laufe des Wochenendes bekamen wir neben der Lust am Theaterspielen auch eine Fülle von Anregungen für die konkrete Gestaltung von Theaterunterricht an Schulen und diskutierten intensiv darüber, wie man in den verschiedenen Schulfächern das Theaterspielen einbinden könne. Abgerundet wurde das Programm der Tagung durch einen Abendvortrag der Leiterin der Laborschule Bielefeld. Frau Prof. Dr. Susanne Thurn schilderte eindrucksvoll das außergewöhnliche Konzept der Laborschule und nahm sich viel Zeit, um unsere zahlreichen Fragen zu beantworten. Mich persönlich hat sie für ihre Schule und das dahinterstehende Konzept so sehr begeistert, dass ich mich direkt nach der Tagung um einen Praktikumsplatz bewarb und mich nun auf spannende Einblicke in eine Versuchsschule freuen darf, die seit 38 Jahren pädagogische Entwicklungsarbeit leistet.

Ann-Kathrin Kuder, Englisch und Politikwissenschaften auf Lehramt, Leibniz Universität Hannover