Berichte

Studieren mit Kind: Zwischen Risikolebensversicherung und Familienförderung

Stipendiat in der Begabtenförderung sein und während des Studiums eine Familie gründen – unvereinbar? Weit gefehlt, wie der Bericht von Andreas Leonhard Menges zeigt. Als Stipendiat mit Kind erhält er in der Studienstiftung eine spezielle Unterstützung. Familienzuschläge, Sommerakademien mit Kinderbetreuung oder Begleitperson und das Programm „Kinderleicht“.

„Wann ist der richtige Zeitpunkt, Kinder zu kriegen?“ – Dafür dass wir Anfang 20 waren, stellten meine Freundin und ich uns diese Frage erstaunlich oft. Zunächst bloß scherzhaft, aber schon bald wurde es ernst – und das lag an mir. Denn ich kam immer zur selben Antwort: Nie. Im Studium hat man nicht genug Geld und andere Dinge im Kopf. Als Berufseinsteiger hat man keine Zeit und will Karriere machen. Und danach hat man sich vielleicht schon an das ein oder andere gewöhnt, das man sich – finanziell, zeitlich oder wie auch immer – nicht mehr leisten  kann, wenn man plötzlich ein Kind hat. Ungefähr so sagte ich das auch meiner Freundin, was sie nicht witzig fand.

Ist es dümmer jetzt Kinder zu haben als in zehn Jahren?
Obwohl ich überzeugt war, dass es keinen richtigen Zeitpunkt gibt, Kinder zu kriegen, wollte ich immer Kinder haben. Meine Freundin schlug mir deshalb vor, im Studium, also sofort eine Familie zu gründen. Denn wieso sollte es jetzt dümmer sein als in zehn Jahren, ein Kind zu haben? Das war eine schwierige Frage. Zunächst hielt ich Abblocken für die beste Gegenstrategie. Irgendwann begann ich aber mich zu fragen, wie der studentische Alltag mit einem Kind zu schaffen ist. Dabei stieß ich im Intranet der Studienstiftung auf die Familienförderung: Eine Stipendiatin oder ein Stipendiat mit Kind bekommt das elternunabhängig berechnete Lebenshaltungsstipendium plus Familienzuschlag plus Kinderbetreuungspauschale. Reich wird man davon natürlich nicht, aber es ist genug Geld, um eine Familie zu gründen. Meine Freundin hatte schon einige Jahre gearbeitet, so dass wir im ersten Jahr auch ein ordentliches Elterngeld erhalten würden. Finanziell waren wir also bis zu meinem Studienabschluss abgesichert. Außerdem bekommen Mütter und Väter ihr Stipendium auch, wenn sie ein wenig länger brauchen als die Regelstudienzeit, da Erziehungszeiten angerechnet werden.

Stipendium zu dritt
Unser Sohn kam im Sommer 2010 zur Welt, fünf Wochen vor meiner ersten Abschlussklausur. Meine letzte Prüfung legte ich im Januar 2012 ab. In der Zwischenzeit sind wir nach Berlin gezogen, wo mein jetziger Doktorvater lehrt. Dass meine Freundin mit mir nach Berlin ziehen konnte, lag nur daran, dass sie nicht gleich wieder arbeiten musste, als wir nach 14 Monaten kein Elterngeld mehr bekamen. Von dem Stipendium konnten wir in Berlin zu dritt ganz gut leben. Anstrengend ist das Leben mit einem kleinen Kind wahrscheinlich immer. Und dass man als Student lieber andere Dinge im Kopf hätte, als Risikolebensversicherungen und die Stiftung-Warentest-Ergebnisse für Kinderwagen ist auch selbstverständlich. Trotzdem bin ich sehr froh, dass wir uns so entschieden haben, wie wir es getan haben. Als Student und Doktorand kann ich viel zu Hause arbeiten, bekomme jeden kleinen Entwicklungsschritt meines Sohnes mit und kann bei gutem Wetter auch Mal auf den Spielplatz statt an den Schreibtisch gehen.

Andreas Leonhard Menges, Philosophie, Humboldt-Universität zu Berlin