Berichte

Thomas Hensel: „Neugier, Enthusiasmus und Vorfreude“

Stipendiat Thomas Hensel (Physik, Universität Hannover) berichtet von der der Lindauer Nobelpreisträgertagung 2019.

Herr Hensel, warum haben Sie sich für die Nobelpreisträgertagung beworben?

Die Idee für eine Bewerbung kam mir tatsächlich auf einer Sommerakademie der Studienstiftung 2017 in Leysin. Einer der Dozenten meiner Arbeitsgruppe ist Lindau-Alumnus und hat mir von seinen Erfahrungen berichtet. Das hat mich so begeistert, dass ich entschlossen habe, mich bei der nächsten Physiktagung zu bewerben. Und dass es geklappt hat, freut mich natürlich sehr!

Welcher Programmpunkt hat Ihnen besonders gut gefallen?

Neben den Podiumsdiskussionen, Vorträgen und persönlichen Gesprächen haben mich vor allem die sogenannten Agora Talks begeistert. Das ist eine Mischung aus einem Vortrag eines oder mehrerer Laureaten und einer Diskussion mit dem Publikum. Der interaktive Charakter und die vielen Wendungen in der Diskussion waren sehr interessant, weil dadurch oft neue Perspektiven auf ein Thema entstanden sind.

Mit wem sind Sie ins Gespräch gekommen?

Möglichkeiten ins Gespräch zu kommen gibt es praktisch jederzeit und überall. In einer Kaffeepause konnte ich mich zum Beispiel mit Martin Hellman über seine persönliche Geschichte austauschen, insbesondere wie ihn seine Forschungen zu neuen Verschlüsselungsmethoden in der Anfangszeit direkt mit der NSA in Konfrontation gebracht haben.

Welcher Nobelpreisträger hat Sie am meisten beeindruckt?

Die Kreativität und Begeisterung, die Bill Phillips und Steven Chu auf der Tagung für Physik im Speziellen und das Leben im Allgemeinen gezeigt haben, hat mich angesteckt. Zu sehen, wie die beiden zwischen Forschung, Industrie und Politik hin- und hergewechselt haben, hat mich erstaunt und ermutigt. Gerade im Blick auf Karriereperspektiven waren und sind diese zwei Laureaten sehr inspirierend!

Wie würden Sie die Atmosphäre auf der Nobelpreisträgertagung beschreiben?

Mit drei Worten: Neugier, Enthusiasmus und Vorfreude. In den ersten Tagen war die Stimmung von Neugier geprägt. Die Begegnung von Nobelpreisträgerinnen und -trägern und rund 600 jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, jede und jeder mit seinem eigenen spannenden Projekt, führte dazu, dass man sofort miteinander ins Gespräch kam. Der Austausch über Wissenschaft wie auch über Politik hat bei mir den Eindruck geweckt, dass hier Menschen zusammenkommen, die einen ähnlichen Blick auf große Herausforderungen wie zum Beispiel den Klimawandel haben. Zu realisieren, welches Potenzial in der Versammlung einer solchen Menge begeisterter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern steckt, ist einfach überwältigend und hat bei mir zu viel Enthusiasmus geführt. Nun, am Ende der Tagung, bleibt bei mir Vorfreude. Ich kehre voller frischer Ideen und mit ebenso vielen freundschaftlichen Bekanntschaften von der Tagung zurück. Ich weiß, dass viele junge Leute mit guten Ideen eine gemeinsame Vision für die Lösung vieler Probleme dieser Welt haben. Und ich bin motiviert, meinen Teil dazu beizutragen.

Was war ihr persönliches Highlight?

Bei einem sogenannten Science Walk mit Bill Phillips hat sich die Möglichkeit ergeben, mit einer kleinen Gruppe von jungen Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern ein sehr persönliches Gespräch zu führen. Die Aufgeschlossenheit, mit der Bill uns begegnet ist und die wertschätzende Art und Weise, wie er auf unsere Fragen eingegangen ist, war einfach großartig. Die Themen im Gespräch reichten von fachlichen Aspekten seiner Forschung über Vereinbarkeit von Beruf und Familie bis hin zu seinem persönlichen Glauben an Gott.

Stand: Juli 2019