Jahresbericht 2013 - page 22

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Blickpunkt: Gesellschaftliches Engagement
rinnen und Schüler der 4. bis 6. Klasse an Berliner
Grundschulen. Beim regelmäßigen Gruppensport
lernen die Kinder, im Team zu agieren. In perso-
nalisierten 1:1-Mentorings und bei der Vorstellung
von Berufsbildern durch verschiedene Berufsver-
treter treffen sie mögliche Vorbilder. Mit dieser
Bündelung ist „kein Abseits! e.V.“ ein einzigartiges
Angebot in der vielfältigen Landschaft der Berliner
Patenschaftsprogramme.
„Wir haben überlegt, was uns persönlich in unserer
Entwicklung vorangebracht hat – das war vor allem
der Sport“, berichtet Amoruso über die Gründungs-
phase des Vereins. Als Feldhockeyspielerin lernte sie
jahrelang, was Verbindlichkeit und Gruppenzusam-
menhalt bedeuten. „Für viele Kinder ist die Teilnah-
me an unseren Sport-AGs das erste Hobby, das sie
langfristig und regelmäßig betreiben.“ Das Angebot
von „kein Abseits! e.V.“ führt die Schülerinnen und
Schüler dabei in geschlechtergetrennten Gruppen an
genderuntypische Sportarten heran: Fußball für die
Mädchen, Aikido als disziplinierende und aus der
Selbstverteidigung stammende Kampfkunst für die
Jungen. „Wir geben den Kindern die Chance, an sich
zu glauben, sich etwas zu trauen und Erfolgserleb-
nisse zu haben, aus denen gerade leistungsschwa-
che Schüler Selbstbewusstsein schöpfen“, berichtet
die 26-Jährige. Die Trainings werden ergänzt durch
anschließende „Hoch-Tief-Austauschrunden“. Darin
sprechen die Kinder miteinander sowie mit ihrem
Betreuer-Team, bestehend aus einem erfahrenen
Trainer und einem sportbegeisterten Studenten mit
pädagogischem Hintergrund. Themen sind das eige-
ne Verhalten und die Erlebnisse während und au-
ßerhalb des Trainings. Diese aus dem Umfeld der Re-
formpädagogik stammende Form des Kreisgesprächs
ist in der Jugendarbeit weit verbreitet.
Eine regelmäßige Teilnahme am Training ist auch die
Voraussetzung dafür, dass die Grundschüler am an-
geschlossenen 1:1-Mentoring teilnehmen dürfen.
„Wir machen das Mentoring, für das sich die Studen-
tinnen und Studenten viel Zeit nehmen, relativ teu-
er. Den Kinder sagen wir: Ihr müsst uns jetzt zeigen,
dass ihr die Sache ernst nehmt. Wenn ihr nach eini-
gen Wochen einen Mentor bekommt, ist das etwas
ganz Besonderes.“ Eine solche Wertschätzung zu er-
lernen, sei für viele Kinder ebenfalls Neuland. „Der
Pluspunkt dabei ist: Den meisten macht der Sport
so viel Spaß, dass die, die nach den Probetrainings
bleiben, sehr motiviert sind.“ In Zusammenarbeit
mit den Eltern, Schul-Sozialarbeitern und ehren-
amtlich arbeitenden Berufsvertretern finden neben
den wöchentlichen Treffen zwischen Mentee und
Mentor weitere Gruppenaktivitäten wie ein Startfest,
gemeinsame Ausflüge und Berufsorientierungsver-
anstaltungen statt. Dabei stieß das Angebot nur an-
fänglich auf Skepsis bei einigen Schülern und Eltern:
Wer das „kein Abseits!“-Schuljahr durchlaufen hat,
berichtet meist sehr begeistert davon, so dass der
Zulauf an Interessierten mit jedem Jahr zunimmt.
Nachdem
2011
alles klein angefangen hatte, be-
schäftigt der Verein von Mitgliedsbeiträgen und
verschiedenen Förderungen mittlerweile drei
hauptamtliche Mitarbeiter, die sich um die Koor-
dinierung der Aktivitäten kümmern. Mit rund 50
ehrenamtlichen Mitstreitern, darunter viele Stipen-
diatinnen und Stipendiaten der Studienstiftung,
konnten bislang rund 120 Kinder erreicht werden.
Als erste Preisträgerin des Engagement-Preises der
Studienstiftung sieht Gloria Amoruso, die inzwi-
schen Alumna ist und neben ihrer Vereinsarbeit
eine Promotion vorbereitet, sich in ihrem Anliegen
gestärkt: „Mich motiviert der Preis darin, weiter an-
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