Preisträger:innen der Promotionspreise 2021

Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis: Dr. Alexander Dieter

Alexander Dieter wird für seine Dissertation „Towards Optical Cochlear Implants: Behavioral and Physiological Responses to Optogenetic Activation of the Auditory Nerve” im Fach Neurowissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen mit dem Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis 2021 ausgezeichnet.

Die Arbeit hat zum Ziel, Menschen mit schwerem Hörverlust wieder ein gutes Hören zu ermöglichen. Heute gelingt dies mit sogenannten Cochlea-Implantaten, die auf elektronischen Reizen basieren, aber eine Reihe von Nachteilen aufweisen. Hier legt Dieters Forschung den Grundstein für Implantate, die mittels einer optischen Stimulation des Hörnervs eine entscheidende Verbesserung erzielen. Mit diesem auf Licht basierenden Verfahren werden die verschiedenen Hörfrequenzen präziser adressiert, und die bei den klassischen Implantaten langfristigen Schädigungen können reduziert werden. Dazu müssen die Hörnerven in der Cochlea so „umprogrammiert“ werden, dass sie auf optische Reize reagieren, und eine Reihe von Mikro-LEDs im sehr kleinen Cochlea-Organ hochpräzise positioniert werden.

Die Jury zeigte sich von Alexander Dieters Ergebnissen beeindruckt: Ihm sei es gelungen, mit 16 optischen Kanälen einen akustischen Reiz mit hoher Frequenzauflösung zu erzeugen und so neue Möglichkeiten der Hörrehabilitation zu eröffnen. In ihrer Begründung der Preisvergabe hob die Jury zudem das breite Methodenspektrum der Arbeit hervor, das von den biochemischen Grundlagen des viralen Transfers bis hin zur Ansteuerung von Mikro-LEDs reiche.

Alexander Dieter studierte Biologie an der Goethe-Universität Frankfurt/Main, der University of Helsinki, Finnland, sowie der International Max Planck Research School for Neuroscience in Göttingen. Nach seinem Masterabschluss begann er, gefördert durch die Studienstiftung, 2015 seine Doktorarbeit, gleichfalls an der Georg-August-Universität Göttingen. Seit 2020 arbeitet Alexander Dieter als Postdoktorand am Zentrum für Molekulare Neurobiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Jury 2021

  • Prof. Dr. Thorsten Bach,Chemie, München
  • Prof. Dr. Olaf Dössel, Medizintechnik, Karlsruhe
  • Prof. Dr. Dorothea Fiedler, Molekulare Pharmakologie, Berlin
  • Prof. Dr. Martin Grepl, Mathematik, Aachen
  • Prof. Dr. Nadine Große, Mathematik, Freiburg
  • Prof. Dr. Hansjörg Küster, Geobotanik, Hannover
  • Prof. Dr. Björn Malte Schäfer, Physik, Heidelberg
  • Prof. Dr. Sascha Schäfer, Physik,Oldenburg
  • Prof. Dr. med. Dr. Esther G.C.Troost, Medizin, Dresden

Johannes Zilkens-Promotionspreis: Christoph Kling, LL.M.


Christoph Kling erhält den Johannes Zilkens-Promotionspreis für seine Dissertation „Materielles Recht und Verfahrensrecht im Konkurs: Genese, Konzept, Praxis und Scheitern des preußisch-deutschen Konkursrechts (1825–1998)“ die er in den Rechtswissenschaften an der Universität Mannheim anfertigte.

Die ausgezeichnete Arbeit zeichnet die Entwicklung und letztlich das Scheitern des preußisch-deutschen Konkursrechts von 1825 bis 1998 nach. Mit seiner empirischen Analyse historischer Konkursverfahren betritt Christoph Kling Neuland, wie die Jury in ihrer Würdigung der Arbeit feststellt. Auf der Grundlage einer sorgfältigen rechtshistorischen Analyse zeigt der Jurist die Bedeutung auf, die dem Zusammenspiel zwischen materiellem Recht und Konkursverfahrensrecht für ein funktionsfähiges Insolvenzrecht zukommt, und stellt sich damit gegen etablierte Deutungsmuster. Die Erkenntnisse dieser Arbeit sind wegweisend für die Bemühungen um eine europäische Harmonisierung des Insolvenzrechts.

Besonders hob die Jury die herausragende analytische Qualität der Arbeit an der Schnittstelle von rechtshistorischer und empirischer Rechtswissenschaft hervor. Kling hat zudem eine umfassende Datenbank erstellt, die mehr als 55.000 Konkursverfahren dokumentiert sowie über 700.000 digitalisierte Seiten des „Reichsanzeiger“ erschließt, der amtlichen Zeitung Preußens und des Deutschen Reichs. Mit dieser öffentlich zugänglichen Datenbank habe er einen bedeutsamen Beitrag auch für künftige Forschungsarbeiten geleistet, so die Jury in ihrer Begründung.

Christoph Kling studierte von 2007 bis 2012 Rechtswissenschaften an der Universität Mannheim und absolvierte von 2009 bis 2010 ein Auslandsstudium in Genf. Ebenfalls in Mannheim nahm Kling nach der ersten juristischen Prüfung 2013 sein Dissertationsprojekt auf, das er im Dezember 2019 verteidigte. 2014/2015 absolvierte er ein LL.M.-Studium an der Harvard Law School. Sowohl während seines Studiums als auch während der Promotion erhielt er ein Stipendium der Studienstiftung. 2017 ging Kling für das Rechtsreferendariat an das Oberlandesgericht Karlsruhe.

Jury 2021

  • Prof. Dr. Lisa Cordes, Latinistik, Berlin
  • Prof. Dr. Tina Freyburg, Politikwissenschaften, St. Gallen
  • Prof. Dr. Johannes Grave, Kunstgeschichte, Jena
  • Prof. Dr. Regina Grundmann,Judaistik, Münster
  • Prof. Dr. Katharina Lugani, Jura, Düsseldorf
  • Prof. Dr. Heike Schweitzer, Jura, Berlin
  • Prof. Dr. Heike Paul, Amerikanistik, Erlangen
  • Prof. Dr. Rainer Liedtke, Geschichte, Regensburg
  • Prof. Dr. Anna Christina Raute, VWL, London
  • Prof. Dr. Christian Rößner, Philosophie, Linz, Österreich
  • Prof. Dr. Dagmar Schäfer, Wissenschaftsgeschichte China, Berlin
  • Prof. Dr. Benedikt Strobel, Philosophie, Trier