Preisträger:innen der Promotionspreise
Mit ihren drei Promotionspreisen würdigt die Studienstiftung exzellente wissenschaftliche Arbeiten unterschiedlichster Fachrichtungen und weist auf die besondere Qualität hin, die die Promotionsförderung der Studienstiftung ermöglicht. Hier finden Sie Infrmationen zu den aktuellen und vergangenen Preisträger:innen.
Die Studienstiftung vergibt in den Sparten Geisteswissenschaften, Gesellschaftswissenschaften sowie Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften drei mit jeweils 5.000 Euro dotierte Promotionspreise:
Der Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis erinnert an den 2012 verstorbenen Bonner Mathematiker, ein langjähriges Ehrenmitglied des Kuratoriums der Studienstiftung, und wird seit 2014 für exzellente Dissertationen in der Mathematik, den Natur- und Ingenieurwissenschaften vergeben.
Der Lieselotte Pongratz-Promotionspreis in den Gesellschaftswissenschaften ist der Hamburger Soziologin und Kriminologin und ehemalige Vertrauensdozentin der Studienstiftung gewidmet. Er wird seit 2022 jährlich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler verliehen, die herausragende Forschungsergebnisse in den Gesellschaftswissenschaften erzielen konnten.
Der Johannes Zilkens-Promotionspreis für herausragende Dissertationen in den Geisteswissenschaften ist nach dem langjährigen Ehrenpräsidenten der Studienstiftung und Gründungsmitglied des Vereins der Freunde und Förderer der Studienstiftung benannt. Von 2014 bis 2021 wurde der Preis für Arbeiten in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften verliehen. Seit 2022 wird der Zilkens-Preis für Dissertationen in den Geisteswissenschaften ausgelobt, und gesellschaftswissenschaftliche Promotionen mit dem Lieselotte Pongratz-Preis prämiert.
Die Preisgelder aller drei Promotionspreise trägt der Verein Freunde und Förderer der Studienstiftung des deutschen Volkes e.V..
Preisträger:innen der Promotionspreise 2023 im Überblick
„Die Studienstiftung würdigt mit ihren Promotionspreisen in diesem Jahr Wissenschaftler:innen, die mit ihrer exzellenten Forschung über die Fachgrenzen hinaus inhaltliche wie methodische Impulse für weitere Arbeiten geben. Mit ihrer eigenen Arbeitsweise sind die Wissenschaftler:innen ein Vorbild für vernetzte Zusammenarbeit“, sagt Dr. Annette Julius, Generalsekretärin der Studienstiftung.
Den Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis verleiht die Studienstiftung 2023 Dr. Nico Wunderling für seine wegweisende Dissertation zur Untersuchung der Dynamik und Interaktion von Kippelementen im Erdsystem, die er an der Universität Potsdam und am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung vorgelegt hat.
Eine besondere Anerkennung sprach die Jury des Hirzebruch-Promotionspreises dem Physiker Dr. Luca Banszerus aus, der sich in seiner Dissertation „Gate-defined quantum dots in bilayer graphene“ an der RWTH Aachen mit Quantenpunkten auseinandersetzt. Er ist mit seiner Forschung ein Pionier in der Synthese von Quantenpunkten, die potentiell als Bausteine in zukünftigen Quantencomputern genutzt werden können.
Mit dem Lieselotte Pongratz-Promotionspreis zeichnet die Studienstiftung 2023 Dr. Max Erdmann aus, der in seiner wegweisenden Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München philosophische Grundlagen des Völkerrechts am Beispiel der Rechtsphilosophie Georg Wilhelm Friedrich Hegels aufarbeitet und so eine philosophische Perspektive auf grundlegende Strukturen der Völkerrechtsordnung einnimmt.
Den Johannes Zilkens-Promotionspreis der Studienstiftung 2023 erhält Dr. Annabell Zander für ihre Forschung zum frühgeschichtlichen Klimawandel an der University of York.
Um die Promotionspreise 2023 bewarben sich insgesamt 72 ehemalige Promotionsstipendiat:innen der Studienstiftung. Über die Vergabe der Preise haben Jurys mit 25 namhaften Wissenschaftler:innen (PDF, 0.2 MB) entschieden.
Weitere Informationen und Porträts der Promotionspreisträger:innen finden Sie auch in der Broschüre Besonderes leisten - Die Promotions- und Engagementpreise Studienstiftung des deutschen Volkes 2023 (PDF, 2.4 MB) .
Preisträger:innen der Promotionspreise 2023 im Kurzporträt
Dr. Nico Wunderling, Physik, Universität Potsdam und Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Mit Dr. Nico Wunderling erhält ein Wissenschaftler den Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis 2023, der einen in der aktuellen Phase der menschengemachten Klimakrise essentiellen Faktor betrachtet: die sogenannten Kipppunkte. Der Klimaphysiker trägt mit seiner Dissertation „Nonlinear dynamics and interactions of tipping elements in the Earth system“ zum Verständnis der Wechselwirkung von Kippelementen – konkret der großen Eisschilde, der Ozeanströmungen und des Amazonas-Regenwaldes – bei.
Um die Weltgemeinschaft auf zukünftige Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten, sei eine Analyse des Zusammenspiels der Kipppunkte von herausragender Bedeutung, hebt die Jury in ihrer Begründung hervor. Nico Wunderling hat sich in seiner Dissertation vor allem der Frage gewidmet, wie verschiedene „kritische Organe des Erdsystems“ miteinander in Verbindung stehen und das Kippen eines Elements eine selbstverstärkende Rückkopplung haben und so das Kippen anderer Elemente auslösen könnte – also einen Domino-Effekt.
Bisher wurden die Kippelemente mehrheitlich als individuelle Systeme betrachtet, deren Wechselwirkung stand dagegen seltener im Fokus. Wunderling entwickelte ein Modell zur Untersuchung interagierender Kippelemente und deren Schwellenwerte. Mit dem eigens entwickelten Open-Source-Softwarepaket PyCascades identifizierte der Physiker verletzliche Strukturen in Interaktionsnetzwerken und übertrug die Erkenntnisse auf die Interaktion dieser Organe im Klimasystem.
Dabei hat sich herausgestellt, dass Domino-Effekte – sogenannte Kippkaskaden – vor allem von den großen Eisschilden auf Grönland und der Westantarktis ausgelöst werden und sich dann in Richtung der atlantischen Ozeanströmungen und dem Amazonasregenwald ausbreiten. Herausragend sei die Arbeit auch aufgrund ihrer Inter- und Transdisziplinarität, so die Jury: Kipppunktnetzwerke sind auch in anderen komplexen Systemen vorhanden, etwa der Biologie oder Ökonomie, und könnten daher auf weitere gesellschaftliche Prozesse übertragen werden.
Wunderling studierte Physik in Erlangen-Nürnberg, Forschungsaufenthalte führten ihn nach Sao Paulo und Princeton. Sowohl während seines Studiums als auch der Promotion in Potsdam erhielt er ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. Seit 2021 forscht er als Post-Doc am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in der Abteilung Erdsystemanalyse und im FutureLab „Earth Resilience in the Anthopocene“ und ist zugleich Gastwissenschaftler an der Princeton University sowie am Stockholm Resilience Centre. Seine Erkenntnisse zur Klimaveränderung wurden jüngst im Journal „Nature Climate Change“ publiziert.
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Dr. Max Erdmann, Jura, Ludwig-Maximilians-Universität München

Der Lieselotte Pongratz-Promotionspreis 2023 würdigt Dr. Max Erdmanns sorgfältige und ideenreiche Beschäftigung mit der rechtsphilosophischen Konzeption des Völkerrechts bei Hegel und Kant. Seine Dissertation „Die Vernunft zwischen den Staaten. Zur Grundlegung des Völkerrechts im Werk von G.W.F. Hegel“ schaffe die Grundlage für eine rechtsphilosophische Erschließung des Völkerrechts als eigenständiger Teildisziplin im Überlappungsbereich von Rechtswissenschaft und Philosophie, so die Jury in ihrer Begründung.
In seiner Untersuchung hebt Erdmann hervor, dass entgegen der bisherigen Rezeption Hegel der Völkerrechtslehre Kants zum größten Teil treu bleibt und einen beträchtlichen Teil der völkerrechtsphilosophischen Festlegungen Kants fortführt. Er konnte dabei zeigen, dass Hegel das philosophische Völkerrecht als zwischenstaatliches Recht in einer Staatenwelt auslegt, die ideal als Gemeinschaft freiheitlicher Staaten gedacht wird. Dabei geht Erdmann methodisch zunächst exegetisch im Sinne der Philosophiegeschichtsschreibung vor, untersucht Hegels veröffentlichte „Grundlinien der Philosophie des Rechts“ und interpretiert diese auch unter Rückgriff auf dessen rechtsphilosophische Vorlesungen.
Die Ergebnisse der Textexegese nutzte Erdmann dann für eine systematische Bezugnahme auf das gegenwärtige Völkerrecht. In dem systematischen Teil der Arbeit steht der Versuch im Zentrum, eine philosophische Perspektive auf grundlegende Strukturen der Völkerrechtsordnung zu gewinnen, die auch für das Völkerrecht der Gegenwart Bedeutung haben. Ziel der Untersuchung ist es somit, im Ausgang von Hegels Völkerrechtsdenken die Grundlagen und Grenzen einer Philosophie des Völkerrechts zu bestimmen.
Nach dem Studium der Rechtswissenschaft sowie der Philosophie und Kunstgeschichte in Bonn und Freiburg forschte Erdmann als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Europarecht und Rechtsphilosophie der LMU München. Sowohl während seines Studiums als auch während der Promotion an der LMU München erhielt er ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. Seit 2022 ist Dr. Erdmann Rechtsreferendar im Bezirk des Oberlandesgerichts Köln sowie weiterhin am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Europarecht und Rechtsphilosophie der LMU München tätig.
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Dr. Annabell Zander, Archäologie, University of York, Großbritannien

Der Johannes Zilkens-Promotionspreis 2023 würdigt Dr. Annabell Zanders Arbeit zum frühgeschichtlichen Klimawandel. In ihrer Dissertation „‘Lost in transition‘ – Tracing human responses to climatic and environmental change in the Pleistocene-Holocene transition in north-western Europe“ beschäftigt sich die Archäologin anhand ausgewählter späteiszeitlicher und früh-nacheiszeitlicher Fundstellen in Nordwesteuropa mit der Mensch-Umwelt-Interaktion vor etwa 11.500 Jahren. Diese Periode am Ende der letzten Eiszeit ist von starken Umweltveränderungen geprägt, die ihrerseits Einfluss auf die kulturellen Entwicklungen ausgeübt haben.
Zander bezieht hierbei Ergebnisse aus 49 verschiedenen archäologischen Fundstellen in Europa aufeinander, die aufgrund von Sprachgrenzen und divergierenden Forschungstraditionen bisher jeweils nur getrennt betrachtet wurden. Damit eröffnet sie neue Perspektiven auf eine Phase des Umbruchs sowie auf die menschliche Resilienz und Adaption angesichts des einschneidenden frühgeschichtlichen Klimawandels.
Die Arbeit entwickele ein herausragend komplexes Verständnis der Veränderungen menschlicher Siedlungs- und Kolonisationsmuster am Ende der letzten Eiszeit zwischen etwa 11.000 und 9.000 Jahren v. Chr., hebt die Jury hervor. Mit der Zusammenführung großer Datenzusammenhänge und einer historisch und epistemisch nuancierten Reflexion erweitere Zander Methodik und Wissen der Archäologie auf beeindruckende und nachhaltige Weise.
Zander studierte im Bachelor Alte Geschichte und Archäologie an der University of Nottingham sowie im Master Archäologie an der Universität zu Köln. Während ihrer Promotion an der University of York erhielt sie ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. Ausgestattet mit einem British Academy Postdoctoral Fellowship wird sie ab 2023 dort weiter forschen.
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Zusammensetzung der Jury der Promotionspreise 2023
Johannes Zilkens-Promotionspreis für herausragende Arbeiten im Bereich der Geisteswissenschaften
- Prof. Dr. Christian Frevel, Kath. Theologie, Bochum
- Prof. Dr. Delia González de Reufels, Geschichte, Bremen
- Prof. Dr. Johannes Grave, Kunstgeschichte, Jena
- Prof. Dr. Gesine Manuwald, Latinistik, London
- Prof. Dr. Annika McPherson, Amerikanistik, Augsburg
- Prof. Dr. Frederike Middelhoff, Germanistik, Frankfurt/Main
- Prof. Dr. Christian Rößner, Philosophie, Linz, Österreich
- Prof. Dr. Dagmar Schäfer, Wissenschaftsgeschichte China, Berlin
- Prof. Dr. Benedikt Strobel, Philosophie, Trier
Lieselotte Pongratz-Promotionspreis für herausragende Arbeiten im Bereich der Gesellschaftswissenschaften
- Prof. Dr. Jens-Hinrich Binder, Jura, Tübingen
- Prof. Dr. Monika Eigmüller, Soziologie, Flensburg
- Prof. Dr. Bernd Grzeszick, Jura, Heidelberg
- Prof. Dr. Jochen Kaiser, Psychologie, Frankfurt/Main
- Prof. Dr. Eva Neidhardt, Psychologie, Koblenz
- Prof. Dr. Farzad Saidi, VWL, Bonn
- Prof. Dr. Andreas Vasilache, Politikwissenschaften, Bielefeld
Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis für herausragende Arbeiten im Bereich der Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften
- Prof. Dr. Thorsten Bach, Chemie, München
- Prof. Dr. Silke Biermann, Physik, Paris
- Prof. Dr. Olaf Eisen, Geowissenschaften, Bremerhaven
- Prof. Dr. Gerd Faltings, Mathematik, Bonn
- Prof. Dr. Felix Joos, Informatik, Heidelberg
- Prof. Dr. Xin Li, Mathematik, Glasgow
- Prof. Dr. Michael Saliba, Materialwissenschaften, Stuttgart
- Prof. Dr. Anett Schallmey, Biotechnologie, Braunschweig
- Prof. Dr. med. Dr. Esther G. C. Troost, Medizin, Dresden
Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen Jahre
Promotionspreise 2022
Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis: Dr. Annabelle Bohrdt
Die Physikerin Annabelle Bohrdt erhält den Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis 2022. In ihrer Arbeit nutzt sie Verfahrensweisen der Vielteilchentheorie in Kombination mit maschinellem Lernen und entwickelt daraus ein mächtiges neues Werkzeug zur theoretischen Modellierung von Quantenmaterialien.
Dr. Annabelle Bohrdt wird für ihre Dissertation „Probing strongly correlated many-body systems with quantum simulation“ im Fach Theoretische Physik an der Technischen Universität München mit dem Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis 2022 ausgezeichnet.
Die methodisch sehr innovative Arbeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur theoretischen Modellierung von Quantenmaterialien. Bisher können Wechselwirkungen von wenigen Teilchen berechnet werden, was jedoch zum Verständnis von Stoff- und Materialeigenschaften nicht ausreicht. Wechselwirkende Quanten-Vielteilchen-Systeme sind dagegen schwer zu beschreiben und zu berechnen – dies gelingt Bohrdt nun durch die Kombination von Methoden der quantenmechanischen Vielteilchentheorie mit denen des maschinellen Lernens. Hiermit trägt die Physikerin zum Verständnis des Mechanismus bei, der sich hinter dem Phänomen der Hochtemperatur-Supraleitung in Kupferoxiden verbirgt – ein seit Jahrzehnten ungelöstes Rätsel. Die Jury zeigte sich gleichermaßen beeindruckt von der methodischen Vielfalt und der Originalität der Arbeit, die ausgehend von theoretischen Konzepten neue experimentelle Zugänge eröffnet.
Bohrdt studierte Theoretische Physik an der Technischen Universität Kaiserslautern und war während ihrer Doktorarbeit an der Technischen Universität München von 2016 bis 2018 Research Fellow in Harvard. Sowohl während ihres Studiums als auch während der Promotion erhielt sie ein Stipendium der Studienstiftung. Ihre Erkenntnisse wurden bereits in renommierten Journalen wie „Science“ publiziert und finden Eingang in Kollaborationsprojekte internationaler Forschungsgruppen und Unternehmen wie dem Google Quantum Computing Team in Santa Barbara und dem Max Planck Institute of Quantum Optics. Seit 2021 forscht sie am Harvard Smithsonian Center for Astrophysics an der Harvard Universität in Cambridge.
Jury
- Prof. Dr. Thorsten Bach, Chemie, München
- Prof. Dr. Silke Biermann, Physik, Paris
- Prof. Dr. Olaf Dössel, Medizintechnik, Karlsruhe
- Prof. Dr. Dorothea Fiedler, Molekulare Pharmakologie, Berlin
- Prof. Dr. Elina Fuchs, Physik, Genf
- Prof. Dr. Xin Li, Mathematik, Glasgow
- Prof. Dr. Nadine Große, Mathematik, Freiburg
- Prof. Dr. Hansjörg Küster, Geobotanik, Hannover
- Prof. Dr. Ina Schaefer, Informatik, Braunschweig
- Prof. Dr. med. Dr. Esther G. C. Troost, Medizin, Dresden
Dr. Richard Schweitzer wird für seine Dissertation „Perceptual and Motor Consequences of Intra-saccadic Perception“ im Fach Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin mit dem Lieselotte Pongratz-Promotionspreis 2022 ausgezeichnet.
Mit seiner Dissertation hat Richard Schweitzer einen neuen Ansatz zur Bedeutung und Funktion von schnellen Augenbewegungen (sogenannten Sakkaden) in der menschlichen Wahrnehmung entwickelt, wie die Jury in ihrer Würdigung der Arbeit feststellt. Diese Blickbewegungen sind die wahrscheinlich häufigsten und schnellsten aller menschlichen Bewegungen. Bisher nahm die Forschung an, dass mit der Ausführung der Sakkade ein Wahrnehmungsausfall einhergeht. In seiner Arbeit belegt Schweitzer dagegen, dass das Gehirn die visuelle Information von Blickbewegungen nicht als Störfaktor eliminiert, sondern sie aktiv nutzt, um Raumstabilität zu erzeugen. Die Jury hob insbesondere die interdisziplinäre Anschlussfähigkeit der Arbeit hervor, mit der sich Schweitzer an eine Neuinterpretation des menschlichen Sehens wage. Mit seiner Arbeit beschreite Schweitzer einen innovativen Weg der Erforschung der menschlichen Informationsverarbeitung und gebe neue Impulse für das Verständnis unserer Wahrnehmung. Sein methodischer Ansatz sei bahnbrechend ebenso wie seine Erkenntnisse, die das Forschungsfeld nachhaltig verändern werden.
Schweitzer studierte im Bachelor Psychologie an der Universität Potsdam und im Master „Mind and Brain“ an der Humboldt-Universität zu Berlin. Schweitzer erhielt während seiner Promotion an der HU Berlin ein Promotionsstipendium der Studienstiftung. Seit 202o forscht er am Exzellenzcluster „Science of Intelligence“ in Berlin.
Jury
- Prof. Dr. Monika Eigmüller, Soziologie, Flensburg
- Prof. Dr. Johannes Grave, Kunstgeschichte, Jena
- Prof. Dr. Regina Grundmann, Judaistik, Münster
- Prof. Dr. Delia González de Reufels, Geschichte, Bremen
- Prof. Dr. Valentin Lang, VWL, Mannheim
- Prof. Dr. Katharina Lugani, Jura, Düsseldorf
- Prof. Dr. Gesine Manuwald, Latinistik, London
- Prof. Dr. Annika McPherson, Amerikanistik, Augsburg
- Prof. Dr. Frederike Middelhoff, Germanistik, Frankfurt/Main
- Prof. Dr. Eva Neidhardt, Psychologie, Koblenz-Landau
- Prof. Dr. Christian Rößner, Philosophie, Linz, Österreich
- Prof. Dr. Dagmar Schäfer, Wissenschaftsgeschichte China, Berlin
- Prof. Dr. Heike Schweitzer, Jura, Berlin
- Prof. Dr. Benedikt Strobel, Philosophie, Trier
- Prof. Dr. Andreas Vasilache, Politikwissenschaften, Bielefeld
Johannes Zilkens-Promotionspreis: Cornelia Pierstorff
Wie ein literarischer Text im Erzählen eine eigene Welt erzeugt, untersuchte Cornelia Pierstorff am Beispiel des Erzählwerks Wilhelm Raabes. Mit ihrer Dissertation hat die Literaturwissenschaftlerin ein Referenzwerk für die Realismusforschung geschaffen und wird mit dem Johannes Zilkens-Promotionspreis für Geisteswissenschaften 2022 geehrt.
Cornelia Pierstorff erhält für ihre Dissertation „Ontologische Narratologie. Welt erzählen bei Wilhelm Raabe“ im Fach Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Zürich den Johannes Zilkens-Promotionspreis 2022.
Die Arbeit setzt an der Frage an: Was ist erzählte Welt und wie „machen“ Erzähltexte die Welt, von der sie erzählen? Pierstorff befasst sich mit grundlegenden Fragen der Erzähl- und Fiktionstheorie und verbindet diese gewinnbringend zu einer neuen Narratologie des „Worldmaking“. Ergänzt und unterfüttert werden ihre theoretischen Ausführungen durch Einzelanalysen der realistischen Prosa Wilhelm Raabes zwischen 1856 und 1902. Das Problemfeld der „Erzählbarkeit” und der „erzählten Welt“ werde dabei über das konkrete Korpusbeispiel hinaus systematisch operationalisiert und für andere Philologien anwendbar, hebt die Jury in ihrer Begründung hervor. Mit ihrer Arbeit und dem Vorschlag einer „ontologischen Narratologie“ leiste die Literaturwissenschaftlerin einen wegweisenden Beitrag zur Erzählforschung im breiten Kontext historischer, soziologischer, psychologischer und kultureller Dimensionen der Moderne. Die Arbeit ebne nicht nur der Raabe-Forschung neue Wege, sondern werde ein Standardwerk für die Realismus- und Erzähltextforschung.
Pierstorff studierte im Bachelor Geschichtswissenschaft und Philosophie sowie im Master Literatur- und Kulturtheorie an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Sie erhielt während ihrer Promotion an der Universität Zürich ein Promotionsstipendium der Studienstiftung. Seit 2021 forscht Pierstorff als Oberassistentin am Deutschen Seminar der Universität Zürich.
Jury 2022
Die Jury des Johannes Zilkens-Promotionspreises entspricht der o.g. Jury des Lieselotte Pongratz-Promotionspreises.
Promotionspreise 2021
Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis: Dr. Alexander Dieter
Alexander Dieter wird für seine Dissertation „Towards Optical Cochlear Implants: Behavioral and Physiological Responses to Optogenetic Activation of the Auditory Nerve” im Fach Neurowissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen mit dem Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis 2021 ausgezeichnet.
Die Arbeit hat zum Ziel, Menschen mit schwerem Hörverlust wieder ein gutes Hören zu ermöglichen. Heute gelingt dies mit sogenannten Cochlea-Implantaten, die auf elektronischen Reizen basieren, aber eine Reihe von Nachteilen aufweisen. Hier legt Dieters Forschung den Grundstein für Implantate, die mittels einer optischen Stimulation des Hörnervs eine entscheidende Verbesserung erzielen. Mit diesem auf Licht basierenden Verfahren werden die verschiedenen Hörfrequenzen präziser adressiert, und die bei den klassischen Implantaten langfristigen Schädigungen können reduziert werden. Dazu müssen die Hörnerven in der Cochlea so „umprogrammiert“ werden, dass sie auf optische Reize reagieren, und eine Reihe von Mikro-LEDs im sehr kleinen Cochlea-Organ hochpräzise positioniert werden.
Die Jury zeigte sich von Alexander Dieters Ergebnissen beeindruckt: Ihm sei es gelungen, mit 16 optischen Kanälen einen akustischen Reiz mit hoher Frequenzauflösung zu erzeugen und so neue Möglichkeiten der Hörrehabilitation zu eröffnen. In ihrer Begründung der Preisvergabe hob die Jury zudem das breite Methodenspektrum der Arbeit hervor, das von den biochemischen Grundlagen des viralen Transfers bis hin zur Ansteuerung von Mikro-LEDs reiche.
Alexander Dieter studierte Biologie an der Goethe-Universität Frankfurt/Main, der University of Helsinki, Finnland, sowie der International Max Planck Research School for Neuroscience in Göttingen. Nach seinem Masterabschluss begann er, gefördert durch die Studienstiftung, 2015 seine Doktorarbeit, gleichfalls an der Georg-August-Universität Göttingen. Seit 2020 arbeitet Alexander Dieter als Postdoktorand am Zentrum für Molekulare Neurobiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Jury 2021
- Prof. Dr. Thorsten Bach,Chemie, München
- Prof. Dr. Olaf Dössel, Medizintechnik, Karlsruhe
- Prof. Dr. Dorothea Fiedler, Molekulare Pharmakologie, Berlin
- Prof. Dr. Martin Grepl, Mathematik, Aachen
- Prof. Dr. Nadine Große, Mathematik, Freiburg
- Prof. Dr. Hansjörg Küster, Geobotanik, Hannover
- Prof. Dr. Björn Malte Schäfer, Physik, Heidelberg
- Prof. Dr. Sascha Schäfer, Physik,Oldenburg
- Prof. Dr. med. Dr. Esther G.C.Troost, Medizin, Dresden
Johannes Zilkens-Promotionspreis: Christoph Kling, LL.M.
Christoph Kling erhält den Johannes Zilkens-Promotionspreis für seine Dissertation „Materielles Recht und Verfahrensrecht im Konkurs: Genese, Konzept, Praxis und Scheitern des preußisch-deutschen Konkursrechts (1825–1998)“ die er in den Rechtswissenschaften an der Universität Mannheim anfertigte.
Die ausgezeichnete Arbeit zeichnet die Entwicklung und letztlich das Scheitern des preußisch-deutschen Konkursrechts von 1825 bis 1998 nach. Mit seiner empirischen Analyse historischer Konkursverfahren betritt Christoph Kling Neuland, wie die Jury in ihrer Würdigung der Arbeit feststellt. Auf der Grundlage einer sorgfältigen rechtshistorischen Analyse zeigt der Jurist die Bedeutung auf, die dem Zusammenspiel zwischen materiellem Recht und Konkursverfahrensrecht für ein funktionsfähiges Insolvenzrecht zukommt, und stellt sich damit gegen etablierte Deutungsmuster. Die Erkenntnisse dieser Arbeit sind wegweisend für die Bemühungen um eine europäische Harmonisierung des Insolvenzrechts.
Besonders hob die Jury die herausragende analytische Qualität der Arbeit an der Schnittstelle von rechtshistorischer und empirischer Rechtswissenschaft hervor. Kling hat zudem eine umfassende Datenbank erstellt, die mehr als 55.000 Konkursverfahren dokumentiert sowie über 700.000 digitalisierte Seiten des „Reichsanzeiger“ erschließt, der amtlichen Zeitung Preußens und des Deutschen Reichs. Mit dieser öffentlich zugänglichen Datenbank habe er einen bedeutsamen Beitrag auch für künftige Forschungsarbeiten geleistet, so die Jury in ihrer Begründung.
Christoph Kling studierte von 2007 bis 2012 Rechtswissenschaften an der Universität Mannheim und absolvierte von 2009 bis 2010 ein Auslandsstudium in Genf. Ebenfalls in Mannheim nahm Kling nach der ersten juristischen Prüfung 2013 sein Dissertationsprojekt auf, das er im Dezember 2019 verteidigte. 2014/2015 absolvierte er ein LL.M.-Studium an der Harvard Law School. Sowohl während seines Studiums als auch während der Promotion erhielt er ein Stipendium der Studienstiftung. 2017 ging Kling für das Rechtsreferendariat an das Oberlandesgericht Karlsruhe.
Jury 2021
- Prof. Dr. Lisa Cordes, Latinistik, Berlin
- Prof. Dr. Tina Freyburg, Politikwissenschaften, St. Gallen
- Prof. Dr. Johannes Grave, Kunstgeschichte, Jena
- Prof. Dr. Regina Grundmann,Judaistik, Münster
- Prof. Dr. Katharina Lugani, Jura, Düsseldorf
- Prof. Dr. Heike Schweitzer, Jura, Berlin
- Prof. Dr. Heike Paul, Amerikanistik, Erlangen
- Prof. Dr. Rainer Liedtke, Geschichte, Regensburg
- Prof. Dr. Anna Christina Raute, VWL, London
- Prof. Dr. Christian Rößner, Philosophie, Linz, Österreich
- Prof. Dr. Dagmar Schäfer, Wissenschaftsgeschichte China, Berlin
- Prof. Dr. Benedikt Strobel, Philosophie, Trier
Promotionspreise 2020
Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis: Dr. Michael Kathan
Michael Kathan wird für seine Dissertation Photoswitching Reactivity: From remote-controlled to light-driven chemical systems im Fach Chemie an der Humboldt-Universität zu Berlin mit dem Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis 2020 ausgezeichnet.
In innovativer Weise nutzt er Licht als Werkzeug, um den Verlauf chemischer Reaktionen kontrollieren und Materialeigenschaften steuern zu können. Dreh- und Angelpunkt der Dissertation von Michael Kathan ist die Entwicklung des Konzeptes der „Photo-Umpolung“, bei der das chemische Verhalten von Molekülen durch das dosierte Bestrahlen mit Licht verschiedener Farben grundlegend verändert werden kann. Die Jury hob in ihrer Begründung hervor, dass es Kathan in beeindruckender Weise gelänge, den Bogen von den physikochemischen Grundlagen über die Herstellung intelligenter Materialien bis hin zu neuen, nachhaltigen Konzepten zu spannen, die gesellschaftlich relevante Fragen aufgreifen. So eröffnet seine Forschung den Zugang zu kostengünstigen Sensormaterialien, die etwa den Frischezustand leicht verderblicher Lebensmittel anzeigen. Der lichtgesteuerte Auf- und Abbau von Kunststoffmaterialien verspricht zudem Fortschritte im Bereich des nachhaltigen Recyclings von Mischungen verschiedener Plastikprodukte.
Michael Kathan studierte Chemie an der Freien Universität Berlin und ETH Zürich. Nach seinem Masterabschluss an der Freien Universität Berlin begann er, gefördert durch die Studienstiftung, seine Doktorarbeit 2015 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit dem Abschluss seiner Dissertation im Januar 2019 arbeitet Michael Kathan als Postdoktorand an der Universität Groningen, Niederlande. Kathans Forschung führte bereits zu mehreren Publikationen in einschlägigen Fachmedien.
Jury des Friedrich Hirzebruch-Promotionspreises 2020
- Prof. Dr. Guido Clever, Chemie, Dortmund
- Prof. Dr. Olaf Dössel, Medizintechnik, Karlsruhe
- Prof. Dr. Dorothea Fiedler, Molekulare Pharmakologie, Berlin
- Prof. Dr. Martin Grepl, Mathematik, Aachen
- Prof. Dr. Nadine Große, Mathematik, Freiburg
- Prof. Dr. Inke König, Psychologie, Lübeck
- Prof. Dr. Hansjörg Küster, Geobotanik, Hannover
- Prof. Dr. Sascha Schäfer, Physik, Oldenburg
- Prof. Dr. Julia Tjus, Physik, Bochum
Johannes Zilkens-Promotionspreis: Harald Kümmerle
Harald Kümmerle erhält den Johannes Zilkens-Promotionspreis für seine Dissertation Die Institutionalisierung der Mathematik als Wissenschaft im Japan der Meiji- und Taishō-Zeit, die er in der Japanologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg anfertigte.
Seine Arbeit zeichnet die Entwicklung des Faches Mathematik in Japan zwischen 1868 und 1926 nach und trägt zur Erklärung der dynamischen Modernisierung der japanischen Gesellschaft bei. Kümmerles Forschung beeindruckte die Jury durch die Breite und Vielfalt der erschlossenen Quellen: von Selbstzeugnissen über Vorlesungsmitschriften und Publikationen bis hin zu statistischem Material. Weiterhin hob die Jury hervor, dass die Analyse einen eindrucksvollen Brückenschlag zwischen Mathematik, Japanologie und Sozialwissenschaften herstelle. Dank der hohen mathematischen wie philologischen Kompetenz Kümmerles werde die erforderliche Übertragungsleistung zur Etablierung der Mathematik als Wissenschaft in Japan herausgearbeitet. Die Jury würdigte insbesondere die von Kümmerles Arbeit ausgehenden wichtigen Impulse zur Weiterentwicklung der Japanologie sowie, darüber hinaus, für das Verständnis der Entwicklung von Wissenschaftsstandorten und der Organisation von Wissenstransfer.
Harald Kümmerle studierte von 2006 bis 2011 Mathematik an der Technischen Universität München und nahm von 2011 bis 2013 am Japanprogramm der Studienstiftung teil, das er mit einem Doppelmaster an der Keio University Tokio sowie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg abschloss. Ebenfalls in Halle nahm Kümmerle ab 2013 sein Dissertationsprojekt auf, das er im Januar 2019 verteidigte. 2014 /2015 verbrachte Kümmerle als Research Fellow an der Keio University Tokio. Sowohl während seines Studiums als auch während der Promotion erhielt er ein Stipendium der Studienstiftung. 2019 forschte und lehrte Kümmerle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft und Japanologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie als Postdoc-Stipendiat am Deutschen Institut für Japanstudien in Tokio. Seit Anfang 2020 hat Kümmerle hier eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter inne.
Jury des Johannes Zilkens-Promotionspreises 2020
- Prof. Dr. Marc-Aeilko Aris, Latinistik, München
- Prof. Dr. Astrid Franke, Amerikanistik, Tübingen
- Prof. Dr. Ulrike Freitag, Islamwissenschaft, Berlin
- Prof. Dr. Tina Freyburg, Politikwissenschaften, St. Gallen
- Prof. Dr. Regina Grundmann, Judaistik, Münster
- Prof. Dr. Jens Kleinschmidt, Jura, Trier
- Prof. Dr. Christoph Möllers, Jura, Berlin
- Prof. Dr. Kristina Musholt, Philosophie, Leipzig
- Prof. Dr. Heike Paul, Amerikanistik, Erlangen
- Prof. Dr. Farzad Saidi, VWL, Boston
- Prof. Dr. Alexander Schmidt, Geschichte, Jena
- Prof. Dr. Eva-Maria Seng, Kunstgeschichte, Paderborn
Promotionspreise 2019
Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis: Dr. Jan Vogelsang
Jan Vogelsang wird für seine Dissertation Ultrafast Point-Projection Electron Microscopy im Fach Physik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg mit dem Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis ausgezeichnet. Vogelsang entwickelt in seiner Arbeit eine neue experimentelle Methode, mit der sich ultraschnelle Prozesse auf Nanometerlängenskala abbilden lassen. So nutzt er Elektronenpulse, die nur wenige Femtosekunden dauern, um, ähnlich wie bei der Blitzlicht-Fotografie, den temporären Zustand einer Nanostruktur festzuhalten. Die Jury würdigte dies als wissenschaftlichen Durchbruch.
Vogelsangs Entwicklung eines neuartigen Elektronenmikroskops verschiebe deutlich die zeitliche und räumliche Auflösung des bisher Messbaren. Die von ihm erprobte Methodik verspricht neue Einsichten in die Physik schneller Prozesse auf der Nanoskala, die etwa die Entwicklung neuer Halbleiterelektronik erlauben und zu einem weitergehenden Verständnis der Dynamik von Biomolekülen führen können. Vogelsangs Forschung führte bereits zu mehreren Publikationen in einschlägigen Fachmedien sowie zwei Patenten.
Jan Vogelsang absolvierte von 2007 bis 2010 seinen Bachelor Physik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg sowie seinen Master an der Ludwig-Maximilians-Universität München (2010 bis 2012). Für seine Promotion, für die er von der Studienstiftung gefördert wurde, kehrte er anschließend nach Oldenburg zurück. Seit dem Abschluss seiner Dissertation im Oktober 2017 arbeitet Jan Vogelsang als Postdoktorand an der Universität Lund, Schweden. Für seine Forschungsarbeit wurde ihm das renommierte Marie-Skłodowska-Curie-Stipendium der Europäischen Kommission zugesprochen.
Hier finden Sie ein Videoporträt von Jan Vogelsang.
Die Jury des Friedrich Hirzebruch-Promotionspreises 2019
- Prof. Dr. Julia Elisabeth Bandow, Biologie, Bochum
- Prof. Dr. Guido Clever, Chemie, Dortmund
- Prof. Dr. Petra Döll, Geographie, Frankfurt/Main
- Prof. Dr. Martin Grepl, Mathematik, Aachen
- Prof. Dr. Christian Hackenberger, Chemie, Berlin
- Prof. Dr. Margarete Imhof, Psychologie, Mainz
- Prof. Dr. Hannah Markwig, Mathematik, Tübingen
- Prof. Dr. Jochen Musch, Psychologie, Düsseldorf
- Prof. Dr. Sascha Schäfer, Physik, Oldenburg
Johannes Zilkens-Promotionspreis: Dr. des. Jana Matuszak
Jana Matuszak erhält den Johannes Zilkens-Promotionspreis für ihre Dissertation „Und du, du bist eine Frau?!" Untersuchungen zu sumerischen literarischen Frauenstreitgesprächen nebst einer editio princeps von "Zwei Frauen B“, die sie im Fach Altorientalische Philologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen anfertigte. Mit ihrer Arbeit hat sie erstmals ein literarisches Streitgespräch in sumerischer Sprache erschlossen, das zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. in Babylonien verfasst wurde. Die Jury würdigte Matuszaks Dissertation als bedeutenden Beitrag zur Grundlagenforschung in ihrem Fach sowie zur Weiterentwicklung der Editionstechnik sumerischer Texte.
Darüber hinaus gelinge Matuszak mit ihrer Promotion der Brückenschlag zu breiteren literatur- und kulturwissenschaftlichen Diskursen, etwa der Dialog- und Genderforschung. Diese interdisziplinären Perspektiven, die Jana Matuszak in ihrer Analyse geschickt miteinander verknüpft, eröffnen nicht nur neue Zugänge zu alten Texten und unterstreichen deren fortdauernde Aktualität, sondern bieten zudem wichtige Impulse für weitere Forschungsbereiche über die Altorientalische Philologie hinaus.
Jana Matuszak studierte von 2007 bis 2013 Altorientalische Philologie, Vorderasiatische Archäologie und Religionswissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen, wo sie von 2014 bis 2017 auch promovierte. 2009/2010 verbrachte sie einen einjährigen Studienaufenthalt an der School of Oriental and African Studies (SOAS) University of London. Sowohl während ihres Studiums als auch während der Promotion erhielt Matuszak ein Stipendium der Studienstiftung. Matuszak wurde für ihre Dissertation bereits mit dem Promotionspreis der International Society of Assyriology ausgezeichnet. Seit September 2018 forscht und lehrt Matuszak an der SOAS University of London.
Hier finden Sie ein Videoporträt von Jana Matuszak.
Die Jury des Johannes Zilkens-Promotionspreises 2019
- Prof. Dr. Marc-Aeilko Aris, Latinistik, München
- Prof. Dr. Marietta Auer, Jura, Gießen
- Prof. Dr. Sibylle Baumbach, Anglistik, Innsbruck
- Prof. Dr. Ulrike Freitag, Islamwissenschaft, Berlin
- Prof. Dr. Wolfram Kinzig, Theologie, Bonn
- Prof. Dr. Georg Krücken, Soziologie, Kassel
- Prof. Dr. Christoph Möllers, Jura, Berlin
- Prof. Dr. Heike Paul, Amerikanistik, Erlangen
- Prof. Dr. Irene Rapp, Linguistik, Tübingen
- Prof. Dr. Farzad Saidi, VWL, Stockholm
- Prof. Dr. Alexander Schmidt, Geschichte, Jena
- Prof. Dr. Eva-Maria Seng, Kunstgeschichte, Paderborn
- Prof. Dr. Gottfried Vosgerau, Philosophie, Düsseldorf
Promotionspreise 2018
Jessica Fintzens Arbeit knüpft an weitreichende Vermutungen an, die der kanadische Mathematiker Robert Langlands Ende der 1960er Jahre formuliert hat. Sie verbinden Zahlentheorie mit der Darstellungstheorie algebraischer Gruppen und bilden die Grundlage für ein bedeutsames aktuelles Forschungsgebiet in der Mathematik. In ihrer Dissertation konnte die Preisträgerin neue Erkenntnisse über die Objekte auf der Seite der Darstellungstheorie gewinnen. „Jessica Fintzen beschäftigte sich mit zwei wichtigen Teilgebieten der Mathematik, deren volles Verständnis tiefgreifende Auswirkungen auf unser tägliches Leben haben könnte, zum Beispiel in der Datenverschlüsselung“, so die Jurorin Professor Dr. Mila Majster-Cederbaum. Die Preisträgerin habe sich schwieriger Fragen zu sogenannten kleinen Primzahlen angenommen und international beachtete Durchbrüche erzielt.
Jessica Fintzen, Ph.D., studierte von 2008 bis 2011 Mathematik und Physik an der Jacobs University Bremen und promovierte anschließend bis 2016 an der Harvard University in Cambridge, USA. Seit dem Abschluss ihrer Promotion war sie als Postdoctoral Assistant Professor an der University of Michigan, USA, tätig sowie als Junior Research Fellow am Trinity College der University of Cambridge in Großbritannien. Derzeit hat sie eine Postdoc-Position am Institute for Advanced Study, einem Forschungsinstitut in Princeton, USA, inne.
In ihrer Arbeit untersucht sie eine beeindruckende Bandbreite der deutschen jüdischen Literatur der Jahrzehnte um 1800 unter der Fragestellung, welche Bedeutung der Orientalismus in dieser Zeit der politischen, sozialen, aber auch semantischen Umbrüche für literarische Selbst- und Fremdzuschreibungen hatte. „Damit liefert Kathrin Wittler die Grundlage für eine Revision geläufiger Annahmen über die Umbruchszeit um 1800 und erschließt neue Perspektiven auf die Literaturgeschichte jener Zeit“, erläutert die Jury ihre Entscheidung. Mit großer Souveränität und einer außerordentlichen Sprachenkenntnis habe die Autorin ein gewaltiges Textkorpus auf äußerst anspruchsvolle Weise aufbereitet. „Dabei ist die Arbeit nicht zuletzt glänzend geschrieben und wird, weil im besten Sinne interdisziplinär hoch informiert, weit über die Literaturwissenschaft hinaus Beachtung und Anerkennung finden“, so die Jury.
Kathrin Wittler studierte von 2005 bis 2011 Deutsche Literatur und Regionalstudien Asien/Afrika an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie anschließend bis 2016 am Institut für deutsche Literatur promovierte. An der Humboldt-Universität war sie zunächst als Postdoktorandin im Rahmen der Exzellenz-Initiative tätig. Seit März 2017 arbeitet sie am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin.
Promotionspreise 2017
Dr. Kai Schuchmann wird für seine Dissertation „A hydrogen-dependent CO2 reductase: enzyme properties, applications and implications for the energy metabolism of the acetogenic bacterium Acetobacterium woodii“ im Fach Biologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main mit dem Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis ausgezeichnet. Schuchmann greift in seiner Arbeit zwei der zentralen Probleme in der Nutzung erneuerbarer Energien auf, nämlich deren Speicherung und Transport.
Die Jury sprach ihm den Preis für die Entwicklung eines Verfahrens zu, mit dem sich die Energie des molekularen Wasserstoffs als flüssiger Brennstoff kompakt speichern lässt. Möglich wird dies durch eine enzymatische Umwandlung in Bakterien. Schuchmann beschreibt in seiner Arbeit, wie ein Enzymkomplex in sogenannten acetogenen Bakterien den Energieträger Wasserstoff in die Flüssigkeit Ameisensäure umsetzt. Der von Schuchmann identifizierte Enzymkomplex ist zudem in der Lage, die Rückwärtsreaktion – also die Freisetzung von Wasserstoff – zu vollziehen. Die Aufklärung des Mechanismus dieses Bio-Katalysators eröffnet den Weg zu einer biotechnologischen Alternative, Wasserstoff in flüssiger und beförderbarer Form zu speichern und konventionelle Batterien zu ersetzen. In seiner Arbeit identifiziert Schuchmann zudem ein weiteres Enzym, mit dem sich das Spektrum möglicher Ausgangsstoffe der Energiegewinnung auf Kohlenmonoxid ausdehnen lässt, das als Abgas in vielen industriellen Prozessen anfällt.
Dr. Christiane Bürger erhält den Johannes Zilkens-Promotionspreis für ihre Arbeit „Kolonialgeschichte(n). Das koloniale Namibia in der Geschichtsschreibung der DDR und BRD“, mit der sie 2015 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg promoviert wurde. Bürger kann zeigen, dass die Geschichte des kolonialen Namibias und die Auseinandersetzung mit dem deutschen Völkermord an den Herero und Nama bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und vor allem während der deutschen Teilung ein in BRD und DDR gleichermaßen vielbeforschtes und in unterschiedlichen Medien – etwa Fachbüchern, Romanen und Fernsehsendungen – kontrovers verhandeltes Thema war.
Ihre Arbeit bricht zudem mit dem gängigen Forschungsparadigma einer deutsch-deutschen Systemkonkurrenz und zeigt die komplexen wissenschaftlichen Verflechtungen zwischen beiden deutschen Staaten auf. Mit der Auszeichnung würdigt die Jury einen wichtigen Beitrag, die gegenwärtig anhaltende Forschungsdebatte zu historisieren. Auch zeigte sich das Auswahlgremium beeindruckt von der Themenwahl. Bürger habe eine Arbeit vorgelegt, deren gesellschaftliche Relevanz über die Grenzen Deutschlands hinaus reiche.
Promotionspreise 2016
Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis: Dr. Felix Günther
Preisträger des Friedrich Hirzebruch-Promotionspreises für Natur- und Ingenieurwissenschaften
Dr. Felix Günther wird für seine Dissertation „Discrete Riemann Surfaces and Integrable Systems“ im Fach Mathematik an der Technischen Universität Berlin mit dem Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis ausgezeichnet. Felix Günther entwickelt in seiner Arbeit einen neuen Zugang zu einer diskreten Form der klassischen komplexen Analysis, die auch außerhalb der Mathematik Anwendung findet – von der theoretischen Physik bis hin zu Computergrafiken. In der Anwendung kommen überwiegend Simulationen zum Einsatz, die ihrerseits auf der sogenannten Diskretisierung beruhen, also dem Übergang von der Analysis zu einer Theorie, die nur mit endlich vielen Zahlen rechnet. Aufbauend auf einer originellen Zerteilung von Flächen fand Felix Günther in seiner Arbeit eine Methode, mit der sich die Resultate der klassischen komplexen Analysis in einem erheblich größeren Umfang als bisher in die Welt der diskreten Mathematik übersetzen lassen.
Johannes Zilkens-Promotionspreis: Dr. David Kästle-Lamparter
Preisträger des Johannes Zilkens-Promotionspreises für Geistes- und Gesellschaftswissenschaften
Dr. David Kästle-Lamparter erhält den Johannes Zilkens-Promotionspreis für seine Arbeit „Welt der Kommentare: Struktur, Funktion und Stellenwert juristischer Kommentare in Geschichte und Gegenwart“, mit der er 2014 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster promoviert wurde. Kästle-Lamparter analysiert in seiner Arbeit erstmals eine zentrale, als Gegenstand der Forschung bisher wenig beachtete Textgattung der Rechtswissenschaften: den Kommentar. Die Dissertation erschließt und typologisiert die „Kommentarlandschaft“, die zudem einem epochenübergreifenden historischen Vergleich unterzogen wird. So kann Kästle-Lamparter zeigen, wie der Kommentar durch juristische Diskurse geprägt wird und seinerseits auf die Diskurse zurückwirkt.
Promotionspreise 2015
Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis: Dr. Katharina Broch
Preisträgerin des Friedrich Hirzebruch-Promotionspreises für Natur- und Ingenieurwissenschaften
Dr. Katharina Broch wird für ihre Dissertation "Interplay of ordering behavior and optical properties in organic semiconductor blends" im Fach Physik an der Eberhard Karls Universität Tübingen mit dem Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis ausgezeichnet. Katharina Broch untersucht in ihrer Doktorarbeit auf molekularer Ebene die Funktionsmechanismen organischer Halbleiter und liefert erstmals eine systematisch vergleichende Studie, die sich mit dem Einfluss der Eigenschaften der reinen Materialien auf die der Mischung auseinandersetzt.
Johannes Zilkens-Promotionspreis: Gregor Feindt
Preisträger des Johannes Zilkens-Promotionspreises für Geistes- und Gesellschaftswissenschaften
Dr. Gregor Feindt erhält den Johannes Zilkens-Promotionspreis für seine Arbeit "Auf der Suche nach politischer Gemeinschaft - Oppositionelles Denken zur Nation im ostmitteleuropäischen Samizdat" an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Mit seiner Dissertation zum Konzept der "Nation" in der Publizistik des Untergrund in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn leistet Feindt einen wichtigen Beitrag zur Ideengeschichte Ostmitteleuropas.
Promotionspreise 2014
Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis: Dr. Manuel Kleiner
Preisträger des Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis für Natur- und Ingenieurwissenschaften
2014 ging der Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis an Dr. Manuel Kleiner für seine Dissertation "Metabolism and evolutionary ecology of chemosynthetic symbionts from marine invertebrates" im Fach Biologie am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie. Manuel Kleiner hat in seiner Doktorarbeit einen neuen biochemischen Mechanismus entdeckt, durch den Meereswürmer in Zusammenarbeit mit Kommensalbakterien Energie aus dem toxischen Gas Kohlenmonoxid gewinnen können.
Der Johannes Zilkens-Preis 2014 ging zu gleichen Teilen an:
Johannes Zilkens-Promotionspreis: Dr. Maximilian Preisser
Preisträger des Johannes Zilkens-Preis für Geistes- und Gesellschaftswissenschaften
Dr. Maximilian Preisser erhält den Johannes Zilkens-Promotionspreis für seine Arbeit "Sovereign Wealth Funds - Entwicklung eines umfassenden Konzepts für die Regulierung von Staatsfonds" an der Bucerius Law School Hamburg. Maximilian Preisser erstellt in seiner Dissertation ein detailliert ausgearbeitetes Regulierungskonzept, das sich in die jüngst geschaffene Kapitalmarktaufsichtsstruktur der EU einfügt und deren Regelungsmechanismen nutzt. Obwohl Staatsfonds mehr als das dreifache Volumen aller Hedge-Fonds verwalten, blieben sie bislang rechtlich weitgehend unerforscht.
Johannes Zilkens-Promotionspreis: Dr. Wolfgang Filser
Preisträger des Johannes Zilkens-Preis für Geistes- und Gesellschaftswissenschaften
Dr. Wolfgang Filser widmet sich in seiner Dissertation "Die Elite Athens auf der attischen Luxuskeramik" im Fach Klassische Archäologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München der bemalten Luxuskeramik des archaischen und klassischen Athens. Die Analyse der Werke verbindet sich mit einer sozio- und kulturhistorischen Interpretation der Darstellungen auf den Keramiken selbst. Untersucht wird u.a., inwieweit die Luxuskeramik als Resultat und Ziel einer Selbstvergewisserung der Elite Athens in den Zeiten eines gesellschaftlichen und politischen Wandels fungiert.