Finalist 2024: Kai Krautter, Positiv Korreliert

Wissenschaft via Podcast: „Unser Ziel ist es, junge Menschen für die psychologische Wissenschaft zu begeistern und transparent zu machen, wie deren Erkenntnisprozesse funktionieren.“

Psychologische Forschungsergebnisse werden in der interessierten Öffentlichkeit immer breiter aufgenommen. Gleichzeitig gerät die Wissenschaft in einem vermeintlich „postfaktischen“ Zeitalter und durch die Politisierung von Forschung und ihren Erkenntnissen zunehmend unter Druck. Aus diesem Grund möchten Kai Krautter und Louise Hönig wissenschaftliche Ergebnisse nicht nur als Schlagzeilen kommunizieren, sondern die konkrete Forschungsarbeit und die Methoden dahinter für ein breites Publikum verständlich machen – mit dem Psychologie-Podcast Positiv Korreliert. Im Podcast werden methodische Herangehensweisen wie statistische Verfahren, aktuelle wissenschaftliche Themen wie Open Science oder auch konkrete psychologische Problemfelder wie Burnout oder Mental Health erläutert. Zum Zeitpunkt der Auszeichnung wurden bereits über 50 Folgen veröffentlicht.

Kai Krautter promoviert aktuell im Bereich Organizational Behavior an der Harvard Business School. Zuvor studierte er Psychologie an der Universität Saarbrücken. Der 24-Jährige ist seit 2019 Stipendiat der Studienstiftung, zuletzt im Rahmen des ERP-Stipendiums.

2021 startete er gemeinsam mit Luise Hönig den Podcast Positiv Korreliert.

Interview mit Kai Krautter

„Wir möchten das Vertrauen in die (unperfekte!) Forschung wieder stärken, denn gerade in Krisenzeiten ist fundierte und alltagsnahe Wissenschaftskommunikation wichtiger denn je.“

Lieber Herr Krautter, was ist das Ziel Ihres Podcasts?

Positiv Korreliert ist der Psychologie-Podcast für alle, die tiefer in die Welt der psychologischen Forschung eintauchen möchten. Seit über zwei Jahren erklären wir, Luise Hönig und Kai Krautter, in unserem Podcast die Forschung hinter aktuellen, faszinierenden und auch alltagsrelevanten Erkenntnissen der Psychologie. Das Ziel unseres Podcasts ist es, junge Menschen aus verschiedenen Kontexten für die psychologische Wissenschaft zu begeistern und transparent zu machen, wie Forschungsergebnisse entstehen.

Warum engagieren Sie sich persönlich für dieses Projekt?

Unsere Mission ist es, unsere Hörenden über Forschung zu informieren, aufzuklären und für methodisches Denken zu sensibilisieren. Gerade in Krisenzeiten ist fundierte und alltagsnahe Wissenschaftskommunikation wichtiger denn je — und darüber hinaus auch einfach spannend! Wir alle kennen die Schlagwörter rund um „Fake News“ und „postfaktische Gesellschaft“. Ihnen möchten wir mit unserem Podcast entgegenwirken und das Vertrauen in die (unperfekte!) Forschung wieder stärken.

Was wir die bislang prägendste Erfahrung in Ihrem Engagement?

Kürzlich haben Luise und ich eine Podcast-Folge zu einem Thema aufgenommen, das mir persönlich sehr am Herzen liegt: der Herausforderung vieler, insbesondere introvertierter Personen, auf andere zuzugehen und Smalltalk zu führen. Das von uns vorgestellte Paper aus der Psychologie setzt sich speziell mit diesen Ängsten auseinander und schlägt ganz konkrete Strategien zum Umgang mit dieser Herausforderung vor. Besonders beeindruckend war für mich die Resonanz, die diese Folge bei unseren Zuhörer:innen ausgelöst hat. Nach der Veröffentlichung erhielten Luise und ich zahlreiche Nachrichten und Sprachmemos über Social Media, in denen Zuhörer:innen ihre eigenen Erfahrungen teilten. Eine Person schlug sogar vor, eine Community zu gründen, in der sich die Zuhörer:innen über unseren Podcast austauschen können — eine Idee, die mir so zuvor noch nicht gekommen war. Es erfüllt mich sehr zu sehen, dass Wissenschaftskommunikation, die in diesem Fall natürlich auch in den Bereich der allgemeinen Lebensberatung fällt, tatsächlich das Leben von Menschen positiv beeinflussen kann.

Nehmen Sie uns gerne mit in Ihren Alltag – was sind Ihre Aufgaben?

Luise und ich bezeichnen unseren Podcast häufig als „Maxi-Hobby“. Es ist kein Beruf, aber eindeutig zeitaufwändiger als ein normales Hobby. Ich schaue mich ständig nach neuer, interessanter Forschung um und bereite sie für unsere Aufnahmen vor.

Die Aufnahmen selbst sind definitiv immer ein Höhepunkt für mich. Es ist eine faszinierende Mischung aus Kreativität, Technik und sozialer Interaktion. Alles beginnt mit der Auswahl des Themas der Folge, für das ich meistens mit einer Literaturrecherche starte, um zu sehen, welches psychologische Paper spannend für unsere Hörenden sein könnte. Darauf folgt dann die Vorbereitung des Skripts, bei dem wir sicherstellen, dass wir fundierte Informationen präsentieren. Die Aufnahme selbst geschieht in einem Setup, das ich im Laufe der Zeit zusammengestellt habe: Mikrofon, Pop-Filter, Audio-Interface – alles ist darauf ausgerichtet, die bestmögliche Klangqualität zu erzielen. (Und auch nur etwas, das man über die Zeit lernt – am Anfang muss man einfach mal anfangen.) Nachdem wir die Aufnahme abgeschlossen haben, geht Luise in den Schnittmodus über und entfernt unnötige Pausen, Rauschen und Versprecher. Wir haben hier viel über die Zeit experimentiert, bis wir bei einem Stil angekommen sind, der uns beiden zugesagt.

Unser Ziel und Anspruch an uns selbst ist es, Forschung so spannend rüberzubringen, dass Zuhörende nicht merken, dass Luise und ich bei jeder Aufnahme in getrennten Räumen, meist sogar auf unterschiedlichen Kontinenten sind. Im Gegenteil, eine gute Folge ist es für uns dann, wenn es sich für die Zuhörenden so anfühlt, als wären sie selbst dabei gewesen! Daher versuchen wir, unser Publikum bei jeder Aufnahme im Blick zu haben.

Neben den Aufnahmen mag ich es sehr gerne, mit Zuhörer:innen über Social Media in Kontakt zu stehen, Fragen zu beantworten und Schüler:innen und Studierende in Workshops für Wissenschaftskommunikation zu begeistern.

Was sind Ihre nächsten Projektziele mit Positiv Korreliert?

Wir veröffentlichen aktuell die fünfte Staffel unseres Podcasts und sind bereits in der Planung zukünftiger Staffeln. Darüber hinaus geben wir immer häufiger Workshops in Schulen, Universitäten und Akademien zu den Themen Psychologie, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Mit gut gemachter Wissenschaftskommunikation wollen wir zu einer größeren Bekanntheit psychologischer Forschungsergebnisse beitragen, zeigen, wie und wo diese auch für unseren Alltag relevant sind, und zu einem besseren Verständnis beitragen, wie Wissenschaft funktioniert.

Wie können Personen Ihren Podcast unterstützen?

Da Podcasts im Gegensatz zu Reels oder TikToks nicht von Algorithmen verbreitet werden, ist eine effektive Vermarktung unseres Podcasts elementar. Hören Sie doch gerne selbst einmal rein und senden Sie unseren Podcast an drei Personen weiter, die sich für unsere Themen interessieren könnten. Darüber hinaus freuen wir uns stets über Ideen für Kooperationen oder Einladungen zu Workshops.

Wie verlief Ihr Weg zur Studienstiftung? 

Die Studienstiftung hat mein Leben verändert. Ich wurde von meiner Schule sowie von der Deutschen Schülerakademie für die Studienstiftung vorgeschlagen und ich erinnere mich gut daran, wie ich zum ersten Mal von der Möglichkeit eines Stipendiums erfuhr. In den Akademien und Sprachkursen habe ich nicht nur inhaltlich viel gelernt, sondern auch persönlich enorm profitiert. Die Studienstiftung hat mir zusätzlich viele Türen in Richtung Forschung geöffnet. Das werde ich nie vergessen!

Für seinen Einsatz zeichnet die Studienstiftung des deutschen Volkes Kai Krautter als Finalist im Rahmen des Engagementpreises 2024 aus.

Weitere Informationen, Kontakt und Spendenmöglichkeit

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Stand: Mai 2024