Kulturakademie Weimar 2016: Die Fußgängerzone als Bühne

Stipendiatinnen und Stipendiaten der Studienstiftung kommen jedes Jahr auf der Kulturakademie in Weimar zusammen: Vormittags beschäftigen sie sich mit Themen aus dem aktuellen Kulturbetrieb und dem Bereich der kulturellen Bildung, nachmittags betätigen sie sich künstlerisch. Sie singen, tanzen, musizieren, schauspielern oder performen – wie zum Beispiel die Klatsch-Performance der Projektgruppe „Playful Weimar“ auf der Kulturakademie Weimar 2016 zeigt.

In einer Fußgängerzone gelten viele Regeln – ausgesprochene und unausgesprochene. Heute Nachmittag ist eine neue Regel dazu gekommen. Sie macht die Pflastersteine zur Bühne, zum Musikinstrument, zum Experimentierfeld. Wer ist neugierig und spielt mit? Wer macht lieber einen großen Bogen um das Spielbrett herum? Und kann man tatsächlich so tun, als ob einem das Spektakel völlig gleichgültig wäre?

Video

Die Klatsch-Performance der Projektgruppe „Playful Weimar“ auf der Kulturakademie Weimar 2016 im Video.

Die Projektgruppe „Playful Weimar“ auf der Kulturakademie Weimar 2016

In der Projektgruppe „Playful Weimar“ ging es um eine spielerische Stadteroberung Weimars. Denn ein Brückenbogen ist nicht allein ein Durchgang, sondern auch ein Klangkörper, ein Bordstein ein Balance-Steg für Zirkusartisten und die Straße ein Dancefloor. Die spielerische Aneignung scheinbar fester Stadtstrukturen gibt es in der Kunst seit vielen Jahrzehnten. Kreative (Um-)Nutzungen öffentlicher Freiräume, beispielsweise durch Skateboarding, Guerilla Gardening oder Free Parties, kämpfen nach wie vor um ihre Daseinsberechtigung und fordern stets zur Frage heraus: Wem gehört die Stadt? Die Projektgruppe „Playful Weimar“ hat sich Antworten darauf erspielt.

Auf Exkursionen durch Weimar wurden verschiedene Techniken der Stadtaneignung erprobt, um die spielerischen Nutzungsqualitäten des öffentlichen Raums auszuloten und dessen Potenzial für eine kritische künstlerische Praxis zu erforschen. Begleitend hat sich die Gruppe mit den rechtlichen Möglichkeiten und Grenzen (Spielregeln) der Nutzung öffentlicher Räume vertraut gemacht.

Anna Gohmert (Akademie der Bildenden Künste Stuttgart) und Marie Köhler (Kunsthochschule für Medien Köln) haben die Projektgruppe geleitet. Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Alina Sobotta, Marina Schlagintweit, Juliane Schmidt, Constanze Valldorf, Patrick Schygulla, Maike Tesch, Paul Felsmann, Charlotte Arendt, Florian Bolenz, Aneta Buckova, Richard Gaus, Sophia Stiftinger.

Die Kulturakademie Weimar im Akademieprogramm der Studienstiftung

Auf den Akademien der Studienstiftung wird immer wieder musiziert, Theater gespielt, getanzt und gefilmt – Grund genug, solche Aktivitäten in den Mittelpunkt einer Akademie zu stellen. Auf der Kulturakademie werden eine Woche lang vormittags in Arbeitsgruppen Themen aus dem aktuellen Kulturbetrieb und dem Bereich der kulturellen Bildung mit Wissenschaftlerinnen und Praktikern diskutiert. Nachmittags werden die Stipendiatinnen und Stipendiaten selbst künstlerisch aktiv: Unter der Leitung von Mitstipendiaten erarbeiten sie eigene Projekte, die am letzten Tag der Akademie bei einem Festival präsentiert werden.

Weimar bietet für die Kulturakademie den passenden Rahmen. Nicht nur die besondere Vergangenheit der Stadt mit bedeutenden Persönlichkeiten aus Literatur, Kunst, Design und Musik, sondern auch die gegenwärtige Kultur zwischen Bauhaus-Universität, Nationaltheater, Film- und Kleinkunst fordert zur kreativen Auseinandersetzung heraus.

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