Prägende Persönlichkeiten seit 1948
Seit 1948 haben zehn Vorsitzende des Kuratoriums, acht Vorstandsvorsitzende und vier Generalsekretär:innen die Geschichte der Studienstiftung begleitet und geprägt. Bis 1979 war der Vorsitz im Kuratorium zugleich mit dem Präsidentenamt verbunden; seit einer Satzungsänderung im Jahr 1979 ist das Amt mit dem Vorstandsvorsitz verbunden. Die Biografien geben einen Eindruck der Personen, ihrer Verbindungen zur Studienstiftung sowie der prägenden Themen ihrer Amtszeit. Von 1925 bis 1935 wurde die Studienstiftung als Abteilung der Wirtschaftshilfe im Deutschen Studentenwerk von Wolfgang Paeckelmann (1925 bis 1928), Wilhelm Hoffmann (1928 bis 1932) und Hermann Brügelmann (1932 bis 1934) geleitet.
Vorstandsvorsitzende, Kuratoriumsvorsitzende & Generalsekretär:innen im Überblick
Georg Schütte, seit 2024
Manfred Prenzel, 2018 bis 2024
Erika Fischer-Lichte, 2004 bis 2018
Hans-Arwed Weidenmüller, 2000 bis 2004
Helmut Schwarz, 1993 bis 1999
Helmut Altner, 1991 bis 1993
Klaus-Dieter Voigt, 1980 bis 1991
Rudolf Sieverts, 1967 bis 1980
Karl Theodor Bleek, 1963 bis 1967
Adolf Grimme, 1948 bis 1963

Michael Hoch
Vorstandsvorsitzender und Präsident seit 2023
Mit einem Stipendium der Studienstiftung studierte Michael Hoch (geb. 1961) Biologie in Heidelberg und Paris. Nach der Promotion an der Ludwigs-Maximilian-Universität München folgten Stationen am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen und die Habilitation an der Technischen Universität Braunschweig. Seit 1999 ist er ordentlicher Professor für Molekulare Entwicklungsbiologie in Bonn, wo Lipidstoffwechsel und die Kreuzregulation des Insulinstoffwechsels mit der innaten Immunität am Modellsystem der Drosophila seine Forschungsschwerpunkte waren. Dort war er Sprecher und Mitglied zahlreicher Forschungsverbünde der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), unter anderem des Exzellenzclusters „Immunosensation“, und gründete das Life & Medical Sciences Institute mit. 2015 wurde er zum Rektor der Universität Bonn gewählt, die unter seiner Leitung 2018 im Rahmen der Exzellenzstrategie sechs Exzellenzcluster einwerben konnte und 2019 als Exzellenzuniversität ausgezeichnet wurde. Hoch hat seit 2022 den stellvertretenden Vorsitz und seit September 2023 den Vorsitz der German U15, der Allianz der 15 forschungsstarken, medizinführenden deutschen Universitäten, inne. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) kürte ihn 2019 zum „Hochschulmanager des Jahres“ und der Deutsche Hochschulverband zeichnete ihn drei Mal (2020, 2021 und 2023) als „Rektor des Jahres“ und 2023 zudem als „Rektor des Jahrzehnts“ aus. In Anerkennung seiner Verdienste um den wissenschaftlichen Austausch und die deutsch-japanische Verständigung verlieh ihm das japanische Kaiserhaus 2024 den „Orden der Aufgehenden Sonne mit Stern, goldene und silberne Strahlen“.
Der Studienstiftung blieb Hoch auch über seine eigene Förderzeit hinaus als Dozent im Wissenschaftlichen Kolleg, als Auswahlkommissionsmitglied in der Promotionsförderung sowie seit 2022 als Mitglied des Kuratoriums verbunden. 2023 wurde er als Nachfolger von Reinhard Zimmermann nach dessen zwölfjähriger Amtszeit zum Präsidenten der Studienstiftung gewählt. In dieser Funktion engagiert er sich insbesondere für die Vernetzung der Studienstiftung mit Hochschulen und Wissenschaftsinstitutionen und setzt sich für einen aktiven Austausch zwischen Geförderten und Geschäftsstelle ein.

Reinhard Zimmermann
Vorstandsvorsitzender und Präsident 2011 bis 2023
Reinhard Zimmermann (geb. 1952) studierte mit einem Stipendium der Studienstiftung Rechtswissenschaften und promovierte an der Universität Hamburg. 1981 übernahm er den Lehrstuhl für Römisches Recht und Rechtsvergleichung an der Universität Kapstadt. 1988 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Römisches Recht und Historische Rechtsvergleichung an die Universität Regensburg. Ab 2002 war Zimmermann Direktor am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg (emeritiert 2022). Von 2011 bis 2015 hatte er den Vorsitz der Zivilrechtslehrervereinigung inne und von 2014 bis 2022 den Vorsitz der Gesellschaft für Rechtsvergleichung. Der Geistes-, Sozial- und Humanwissenschaftlichen Sektion der Max-Planck-Gesellschaft stand er von 2006 bis 2010 als Vorsitzender vor; von 2011 bis 2023 war er Wahlsenator der Max-Planck-Gesellschaft. 1996 wurde er mit dem Leibniz-Preis der DFG ausgezeichnet; 2023 erhielt er den Premio Antonio Feltrinelli der Accademia dei Lincei in Rom. Seit 2023 ist er Ehrenmitglied der Gesellschaft für Rechtsvergleichung. Reinhard Zimmermann ist elffacher Ehrendoktor und Mitglied mehrerer nationaler und internationaler Wissenschaftsakademien. Für seine Verdienste um die Studienstiftung verlieh ihm der Bundespräsident 2024 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.
Seit seiner Stipendiatenzeit engagierte sich Zimmermann in vielfältiger Weise für die Studienstiftung: So war er seit 1976 regelmäßig ehrenamtlich als Dozent auf zweiwöchigen Sommerakademien sowie als Auswahlkommissionsmitglied und von 1992 bis 2002 als Vertrauensdozent aktiv. Von 2004 bis 2011 hatte er den stellvertretenden Vorsitz des Kuratoriums der Studienstiftung inne. 2011 wurde Reinhard Zimmermann zum Präsidenten der Studienstiftung gewählt und folgte damit auf Gerhard Roth nach dessen achtjähriger Amtszeit. In den insgesamt zwölf Jahren seiner Präsidentschaft schärfte die Studienstiftung in verschiedenen breit angelegten partizipativen Prozessen ihr Profil – etwa mit einem neuen Leitbild sowie verschiedenen Grundsatzpapieren, unter anderem zur Debattenkultur in der Studienstiftung oder der gemeinsamen Wertebasis der Begabtenförderungswerke. Das ideelle Förderprogramm der Studienstiftung wurde deutlich ausgebaut und diversifiziert, ein eigener Förderzweig zur Stärkung des gesellschaftlichen Engagements von Geförderten etabliert und grundlegende Reformen der Auswahl- und Förderprozesse wurden umgesetzt. Seine Überlegungen zu Grundsatzfragen rund um Begabtenförderung und die Studienstiftung legte Zimmermann in Form von Essays in den Jahresberichten dar. Besonders wichtig war ihm der individuelle Austausch mit den Geförderten, den er bei der Jahrestagung der Sprecher:innen oder den regelmäßigen Besuchen von Sommerakademien pflegte.
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Begabung und Verantwortung. Essays, Dokumente und Meilensteine aus zwölf Jahren Präsidentschaft von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Reinhard Zimmermann.
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Gerhard Roth
Vorstandsvorsitzender und Präsident 2003 bis 2011
Als Stipendiat der Studienstiftung studierte Gerhard Roth (1924-2023) Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie, nahm nach Abschluss seiner philosophischen Dissertation, ebenfalls mit Unterstützung der Studienstiftung, ein weiteres Studium auf und wurde 1974 als Biologe promoviert. Ab 1976 lehrte Roth als Professor für Verhaltensphysiologie an der Universität Bremen, wo er von 1989 bis 2008 zudem Direktor des Instituts für Hirnforschung war. Für seine Verdienste um Wissenschaft und Gesellschaft, die er sich nicht zuletzt als Präsident der Studienstiftung erworben hatte, wurde ihm 2011 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
Der Studienstiftung blieb er über seine Stipendiatenzeit hinaus u.a. als Akademiedozent verbunden. Ende 2003 wurde Roth als Nachfolger von Helmut Altner nach dessen zehnjähriger Amtszeit zum Präsidenten der Studienstiftung gewählt. In diesem Amt wirkte er bis 2011. Bereits zu Beginn seiner Amtszeit befand er, dass die Potenziale zur Förderung begabter Studierender in Deutschland bei weitem nicht ausgeschöpft würden; mit politischer Unterstützung gelang der Studienstiftung in seiner Amtszeit die Verdopplung der Zahl an Geförderten. In seine Präsidentschaft fielen außerdem die Einführung der Selbstbewerbung als zusätzlicher Zugangsweg zur Studienstiftung, die Einführung Wissenschaftlicher Kollegs sowie die Gründung des Alumnivereins. Die besondere Bedeutung der Studienstiftung für den Wissenschafts- und Forschungsstandort Deutschland zeigte sich für Roth besonders in den Debatten um die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge sowie um die Exzellenzinitiative. Während die Studienstiftung bis dahin einen Schwerpunkt in der Förderung von „Basiskompetenzen“ wie Allgemeinbildung, sozialer Verantwortung, interdisziplinärem Denken und künstlerischen Neigungen bei herausragenden Studierenden gesetzt hatte, hob er die Notwendigkeit hervor, als Begabtenförderungswerk die fachliche Exzellenz nicht allein als Voraussetzung zu begreifen, sondern Geförderten explizit Anregungen für ihre wissenschaftliche Entwicklung zu bieten.
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Helmut Altner
Kuratoriumsvorsitzender 1991 bis 1993 sowie Präsident und Vorstandsvorsitzender 1993 bis 2003
Helmut Altner studierte mit einem Stipendium der Studienstiftung Biologie, Chemie und Geografie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach seiner Promotion erfolgte 1967 die Habilitation im Fach Zoologie und ein Jahr später der Ruf auf einen neu geschaffenen Lehrstuhl für Zoologie an der Universität Regensburg. Von 1989 bis 2001 führte er als Rektor die Universität Regensburg und prägte sie maßgeblich. Er war Mitglied der Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats (1980-1986) und im Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1983-89). Als Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz war er für die Bereiche Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs zuständig (1990-97). 2002 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Elitenetzwerks Bayern, dem er bis 2014 vorsaß. 2002 wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Der Studienstiftung blieb Helmut Altner nach Ende seiner Förderung als Vertrauensdozent in Regensburg, als Sommerakademiedozent und als Auswahlmitglied stets verbunden. 1991 folgte er auf Klaus-Dieter Voigt als Kuratoriumsvorsitzender, 1993 löste er dann Manfred Eigen als Präsident der Studienstiftung ab. In seiner Amtszeit trieb er die Öffnung und Vernetzung der Studienstiftung voran: Durch die Entwicklung eines Intranets, die Einrichtung von Doktorandenforen und eine Ausweitung der Auslandstreffen. Er engagierte sich für die Erhöhung der Doktorandenstipendien und begleitete den Reformprozess des Vertrauensdozentenamtes in den neunziger Jahren. In seiner Funktion als Gründungsmitglied des Elitenetzwerks Bayern war er maßgeblich an der Konzeption des Max Weber-Programms beteiligt. In seine Amtszeit fielen zahlreiche bedeutende Entscheidungen und strukturelle Veränderungen, die auf eine stärkere Öffnung der Studienstiftung zielten, etwa das Pilotprojekt zur Förderung Studierender an Fachhochschulen und dessen spätere Verstetigung und Ausweitung auf alle Fachhochschulen.

Manfred Eigen
Vorstandsvorsitzender und Präsident 1982 bis 1993
1927 in Bochum geboren, studierte Manfred Eigen (1927-2019) nach dem Zweiten Weltkrieg in Göttingen Chemie und Physik, unter anderem bei Werner Heisenberg und Wolfgang Paul. Mit nur 24 Jahren schloss er seine Promotion in physikalischer Chemie ab. 1953 wechselte er als Assistent zu Karl Friedrich Bonhoeffer an das Max-Planck-Institut für physikalische Chemie, wo er an der Messung ultraschneller Reaktionen forschte und die sogenannten Relaxationsmethoden entwickelte, für die er 1967 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde. Von 1971 bis 1995 wirkte er als Direktor am Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie in Göttingen und blieb auch über seine Emeritierung hinaus hier sowie am Scripps Research Institute in La Jolla, USA, wissenschaftlich aktiv.
1982 wurde Manfred Eigen zum Vorstandsvorsitzenden und Präsidenten der Studienstiftung gewählt und folgte damit auf Werner Maihofer nach dessen zweijähriger Amtszeit. In seiner zehnjährigen Präsidentschaft engagierte er sich innerhalb der Studienstiftung insbesondere für die Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie für die Internationalisierung, etwa durch den konsequenten Ausbau des Sprachkursangebots und der Auslandsstipendien sowie die Gründung von Kooperationsprogrammen wie dem China-Programm oder die internationalen Sommerakademien. Ein besonderes Anliegen war Manfred Eigen zudem die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Seiner Überzeugung folgend, dass individuelle Promotionsförderung und Graduiertenkollegs nicht in Konkurrenz betrachtet werden dürfen, setzte er sich entschieden für den Ausbau und eine angemessene Ausstattung der Promotionsstipendien der Studienstiftung ein. In seine Amtszeit fiel außerdem ein deutlicher Anstieg der Gefördertenzahlen: Die Anzahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten wuchs um fast zwei Drittel von rund 3.700 Geförderten (1982) auf 6.200 Geförderte (1993), während die Anzahl der Studierenden an deutschen Hochschulen im gleichen Zeitraum um rund 50 Prozent stieg. Auf die Chance und Herausforderung, die sich für die Begabtenförderung aus der deutschen Wiedervereinigung ergab, reagierte die Studienstiftung unter Eigens Führung mit dem zügigen Aufbau der Auswahlverfahren und Hochschulgruppen in den ostdeutschen Bundesländern.
Werner Maihofer
Vorstandsvorsitzender und Präsident 1980 bis 1982
Der 1918 geborene Werner Maihofer (1918-2009) zählte nach seinem Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg zu den ersten Stipendiaten der neu gegründeten Studienstiftung im Jahr 1948. 1950 wurde Maihofer in Freiburg promoviert, drei Jahre später folgte die Habilitation. 1955 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Rechts- und Sozialphilosophie, Strafrecht und Strafprozessrecht in Saarbrücken, den er bis 1969 innehatte. Nach seinem Eintritt in die FDP 1969 folgte eine rasche Karriere in der Politik, zunächst als Vorsitzender der Programmkommission der Partei und nach der Bundestagswahl 1972 als Minister für besondere Aufgaben im Kabinett von Willy Brandt. 1974 beerbte er Hans-Dietrich Genscher im Amt des Bundesinnenministers unter Kanzler Helmut Schmidt. Wegen illegaler Abhöraktivitäten des Bundesamtes für Verfassungsschutz und einer Fahndungspanne während der Schleyer-Entführung trat Maihofer 1978 von seinem Amt zurück.
Der Studienstiftung stand er nach der 13jährigen Präsidentschaft von Rudolf Sieverts von 1980 bis 1982 als Präsident vor. Aufgrund der Satzungsänderung von 1979 war er der erste Präsident der Studienstiftung, der gleichzeitig Vorstandsvorsitzender war. In seine kurze Amtszeit fällt u.a. die Gründung des Vereins der Freunde und Förderer der Studienstiftung. 1982 gab er das Amt als Präsident aufgrund der Unvereinbarkeit mit seiner Tätigkeit als Präsident des Europäischen Hochschulinstituts Florenz auf.
Theodor Pfizer
Vorstandsvorsitzender 1959 bis 1979
Theodor Pfizer (1904-1992) studierte Jura und Volkswirtschaft in Tübingen, Berlin und München. Von 1927 bis 1929 war er Geschäftsführer der Tübinger Studentenhilfe. 1932 wechselte er zur Deutschen Reichsbahn, für die er in verschiedenen Funktionen u.a. in Mainz, Dresden und Gleiwitz/Gliwice tätig war, zuletzt ab 1942 als Oberreichsbahnrat und Verkehrsdezernent in Stuttgart. Nach dem Krieg war er von 1946 bis 1948 Ministerialrat im Verkehrsministerium Baden-Württemberg. 1948 wurde er zum Oberbürgermeister von Ulm gewählt und behielt dieses Amt bis 1972. Seine Tätigkeit für das NS-Regime im Dienst der Reichsbahn wie auch sein Antrag auf NSDAP-Mitgliedschaft wurden nach Kriegsende kontrovers diskutiert, er wurde jedoch – auch aufgrund seiner Kontakte zu profilierten Widerstandskämpfern – im Entnazifizierungsverfahren als minderbelastet eingestuft. 1955 bis 1973 war er Richter am Staatsgerichtshof für das Land Baden-Württemberg, ab 1965 stellvertretender Vorsitzender des Kulturausschusses und von 1968 bis 1971 Vorsitzender des Städtetages Baden-Württemberg. Von 1954 bis 1965 hatte den Vorsitz im Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen inne. 1952 wurde Pfizer mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Theodor Pfizer war an der Wiedergründung der Studienstiftung beteiligt und wurde 1959 als Vorstandsvorsitzender Nachfolger von Peter van Aubel. Die 1986 von Alumni, Geförderten und Mitarbeiter:innen der Studienstiftung eingerichtete Theodor-Pfizer-Stiftung wurde aufgrund seiner Verdienste um die Studienstiftung nach ihm benannt. Angesichts der ambivalenten Rolle Pfizers zur Zeit des Nationalsozialismus haben Vorstand und Kuratorium der Theodor-Pfizer-Stiftung im Jahr 2023 eine Umbenennung beschlossen und die Genehmigung der Namensänderung beantragt.
Peter van Aubel
Vorstandsvorsitzender 1948 bis 1959
Peter van Aubel (1894-1964) studierte nach seinem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg Nationalökonomie, Betriebswirtschaft und Jura in Bonn, Göttingen, Berlin und Köln. Er engagierte sich in der studentischen Selbstverwaltung und gründete zusammen mit Otto Benecke, Robert Tillmanns und anderen 1919 die Deutsche Studentenschaft. Ab 1920/21 übernahm er dort den Vorsitz und war 1925 an der Gründung der Studienstiftung maßgeblich beteiligt. Stationen seiner Berufslaufbahn waren das Preußische Kultusministerium, die Phönix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb sowie die Wirtschaftsberatung deutscher Städte AG. Er war Mitglied des Nationalsozialistischen Rechtswahrerbundes (NSRB), der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV). Von 1945 bis 1951 war er auf Bitte Konrad Adenauers Geschäftsführer des Deutschen Städtetages, von 1949 bis 1955 Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft.
Wie 1925, gehörte er auch 1948 zu den Gründern der Bonner Studienstiftung. Er wurde zum ersten Vorstandsvorsitzenden gewählt und übte dieses Amt bis 1959 aus, als er aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat und von Theodor Pfizer abgelöst wurde. Unter seinem Vorsitz wurde die Studienstiftung institutionell und organisatorisch aufgebaut, die Finanzierung durch Bund, Länder und Kommunen gesichert und die Tätigkeit der Gremien aufeinander abgestimmt.

Georg Schütte
Kuratoriumsvorsitzender seit 2024
Georg Schütte (geb. 1962) studierte Journalistik in Dortmund sowie Television and Radio in New York. Im Rahmen seiner von der Studienstiftung geförderten Promotion forschte er im DFG-Sonderforschungsbereich „Bildschirmmedien“ sowie an der Harvard University. Zwischen 1998 und 2001 leitete er die Grundsatzabteilung der Alexander von Humboldt-Stiftung. Nach einer Tätigkeit als Direktor der Deutsch-Amerikanischen Fulbright-Kommission zwischen 2001 und 2003 war er von 2004 bis 2009 Generalsekretär der Alexander von Humboldt-Stiftung. 2009 wurde er als Staatssekretär in das Bundesministerium für Bildung und Forschung berufen und war dort bis 2019 tätig. Seit 2020 ist er Generalsekretär der VolkswagenStiftung. 2024 wurde er in das Kuratorium der Studienstiftung und als Nachfolger von Manfred Prenzel, der das Amt sechs Jahre lang ausübte, zum Vorsitzenden des Kuratoriums gewählt.

Manfred Prenzel
Kuratoriumsvorsitzender 2018 bis 2024
Nach dem Studium der Pädagogik, Psychologie und Soziologie promovierte Manfred Prenzel (geb. 1952) 1980 an der Ludwigs-Maximilian-Universität München, wo er sich 1987 habilitierte. 1993 wurde er auf eine Professur nach Regensburg berufen, 2000 wechselte er nach Kiel, wo er bis 2009 Geschäftsführender Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften war. 2009 erfolgte ein erneuter Wechsel an die TU München, wo er bis 2014 als Gründungsdekan der School of Education und von 2010 bis 2014 als Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) wirkte. 2000 bis 2014 war er Mitglied im nationalen PISA-Konsortium, anschließend übernahm er bis 2018 den Vorsitz des Wissenschaftsrates. Von 2018 bis 2023 leitete Prenzel das Zentrum der LehrerInnenbildung der Universität Wien. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Bildungsmonitoring, internationale Schulleistungsvergleiche sowie das Lernen in außerschulischen Lernorten. Seit 2017 ist er Vorsitzender des Stiftungsrates des Deutschen Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) in Frankfurt und seit 2021 Mitglied der UNESCO-Kommission.
2018 wurde der renommierte Bildungsforscher zum Kuratoriumsvorsitzenden der Studienstiftung gewählt und löste Erika Fischer-Lichte nach insgesamt 14 Jahren Amtszeit ab. In seine sechsjährige Amtszeit fielen u.a. der Ausbau des Botschafterprogramms sowie die Corona-Pandemie mit ihren Herausforderungen für Auswahl und Bildungsprogramm. Er setzte sich insbesondere für faire Zugangswege und Auswahlprozesse, die Stabilisierung des Verwaltungshaushalts der Studienstiftung und ein breit angelegtes Bildungsprogramm ein.
Erika Fischer-Lichte
Kuratoriumsvorsitzende 2004 bis 2018
Erika Fischer-Lichte (geb. 1943) studierte von 1963 bis 1970 mit einem Stipendium der Studienstiftung Theaterwissenschaft, Slavistik, Germanistik, Philosophie, Psychologie und Erziehungswissenschaft an der Freien Universität (FU) Berlin und an der Universität Hamburg. 1972 erfolgte die Promotion in Slavistik an der FU Berlin, im Jahr darauf wurde sie zur Professorin am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Goethe-Universität in Frankfurt am Main berufen und wirkte dort für dreizehn Jahren. Nach weiteren Professuren in Bayreuth und Mainz erfolgte 1996 der Ruf an die FU Berlin als Professorin am Institut für Theaterwissenschaft, wo sie bis 2022 tätig war. 2008 bis 2022 war sie Direktorin des Internationalen Käte-Hamburger-Forschungskollegs „Verflechtungen von Theaterkulturen“. Sie ist Mitglied verschiedener Fach- und Wissenschaftsgesellschaften, u.a. der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Leopoldina.
1997 bis 2012 engagierte Fischer-Lichte sich als Vertrauensdozentin für die Studienstiftung. 2003 erfolgte ihre Wahl ins Kuratorium der Studienstiftung, 2004 wurde sie als Nachfolgerin von Hans-Arwed Weidenmüller zur Kuratoriumsvorsitzenden gewählt und wirkte in diesem Amt bis 2018. In dieser Zeit stieg die Zahl der Geförderten um mehr als das Doppelte an, zudem entstand kurz nach ihrem Amtsantritt unter dem Dach der Studienstiftung 2005 das Max Weber-Programm Bayern. Auch die Öffnung der Studienstiftung für die Selbstbewerbung und der Ausbau der Promotionsförderung fielen in ihre Amtszeit. Anlässlich ihrer Verabschiedung 2018 wurde sie in Anerkennung ihrer Verdienste um die Studienstiftung mit der Daidalos-Medaille der Studienstiftung ausgezeichnet.
Hans-Arwed Weidenmüller
Kuratoriumsvorsitzender 2000 bis 2004
Hans-Arwed Weidenmüller (geb. 1933) studierte mit einem Stipendium der Studienstiftung Physik in Bonn und Heidelberg, wo er 1957 promoviert wurde. Nach Stationen in Heidelberg und den USA wurde er 1963 zum Professor für Theoretische Physik in Heidelberg berufen und arbeitete dort insbesondere zur Theorie der Kernreaktionen. Von 1972 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 war er Direktor am Max-Planck-Institut für Kernphysik und nahm verschiedene internationale Gastprofessuren wahr. Zu seinen Auszeichnungen zählen u.a. die Max-Planck-Medaille der Physikalischen Gesellschaft (1982) sowie das Bundesverdienstkreuz (1993). Er ist Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften sowie der Leopoldina.
Von 1995 bis 1999 war Weidenmüller Mitglied des Vorstands der Studienstiftung, bevor er 1999 in das Kuratorium und 2000 als Nachfolger von Helmut Schwarz zum Kuratoriumsvorsitzenden gewählt wurde. In seiner fünfjährigen Amtszeit begleitete und genehmigte das Kuratorium u.a. die Einführung der Doktorandenforen und den Start des Berliner Kollegs sowie den Neubau und Umzug der Studienstiftung in die Ahrstraße.

Helmut Schwarz
Kuratoriumsvorsitzender 1993 bis 1999
Nach einer Lehre als Chemielaborant und dem Erwerb der Hochschulreife auf dem zweiten Bildungsweg studierte Helmut Schwarz (geb. 1943) mit einem Stipendium der Studienstiftung von 1966 bis 1971 Chemie an der TU Berlin und war 1967 einer der ersten Teilnehmer einer Sommerakademie in Alpbach. Nach der ebenfalls von der Studienstiftung geförderten Promotion 1972 und seiner Habilitierung 1974 erhielt er 1978 die Professur für Theorie und Praxis der Massenspektrometrie an die TU Berlin. Seit 1983 war er dort Professor für Organische Chemie auf dem Gebiet der Molekularchemie und absolvierte zahlreiche Forschungsaufenthalte im Ausland. Er ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina sowie Gründungsmitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, deren Vizepräsident er von 1998 bis 2003 war. 2001 bis 2007 war er Vizepräsident der DFG und 2008 bis 2017 Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung. Zu seinen zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen zählen u.a. der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG (1990) und der Karl-Ziegler-Preis (2015). 2011 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, insbesondere für seine Bemühungen um seine wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Israel und Deutschland.
Nach seiner Stipendiatenzeit engagierte sich Helmut Schwarz auf vielfältige Weise als Vertrauens- und Akademiedozent für die Studienstiftung sowie seit 1991 im Kuratorium. Nach der Wahl des bis dahin amtierenden Kuratoriumsvorsitzenden Helmut Altner zum Präsidenten der Studienstiftung folgte Schwarz ihm 1993 und übte er den Kuratoriumsvorsitz über sechs Jahre bis 1999 aus. In dieser Zeit begleitete er sowohl den Aufbau der Studienstiftung in Ostdeutschland als auch das Pilotprojekt der Fachhochschulförderung in den Jahren 1995/1996 sowie die anschließende Verstetigung der Fachhochschulförderung in den Folgejahren.
Weitere Informationen
Klaus-Dieter Voigt
Kuratoriumsvorsitzender 1980 bis 1991
Klaus-Dieter Voigt (1921-2004) war nach seinem Studium zunächst Privatdozent für Klinische Chemie und von 1965 bis zu seiner Emeritierung 1988 Professor für Klinische Chemie am Universitätsklinikum in Hamburg. Die Studienstiftung unterstützte er ab den frühen siebziger Jahren bis 1998 als Mitglied des Auswahlausschusses, als Mitglied des Trägervereins und mehrfach auch als Dozent auf Sommerakademien. 1979 wurde Voigt in das Kuratorium der Studienstiftung und 1980 zu dessen Vorsitzenden gewählt. Er folgte damit auf Rudolf Sieverts, der das Amt 13 Jahre lang ausgeübt hatte. In Voigts Zeit als Kuratoriumsvorsitzender fielen der Ausbau der Förderung von Auslandsaufenthalten, der Aufbau einer eigenen Künstlerförderung, neue Kooperationen mit Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie Großforschungseinrichtungen und ausländischen Universitäten.
Rudolf Sieverts
Kuratoriumsvorsitzender und Stiftungspräsident 1967 bis 1980
Rudolf Sieverts (1903-1980) studierte Jura in Greifswald, Frankfurt und Hamburg. Nach seiner Promotion und Habilitation erhielt er 1934 den Lehrstuhl für Strafrecht, Kriminologie, Jugendrecht und Fürsorge sowie Rechtsvergleichung in Hamburg, den er bis 1971 innehatte. Er war Mitglied der NSDAP und übte in dieser Zeit verschiedene Ämter in Vereinen und Zeitschriften aus. Nach 1945 konnte Sieverts seine Karriere fortsetzen, er war v.a. im Bereich des Jugendrechts stark engagiert und setzte sich u.a. für die Reform des Jugendgerichtsgesetzes 1953 ein. 1960 wurde er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für die Reform des Strafvollzugs und 1967 Vorsitzender der Strafvollzugskommission des Bundesjustizministeriums. Von 1961 bis 1963 war Sieverts Rektor der Universität Hamburg und von 1962 bis 1967 Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz.
Der Studienstiftung war er als Hochschullehrer verbunden und u.a. Vertrauensdozent von Ulrike Meinhof. 1967 wurde mit Rudolf Sieverts erstmals ein Hochschullehrer Präsident der Studienstiftung. Er folgte auf Karl Theodor Bleek nach dessen vierjähriger Amtszeit und übte dieses Amt 13 Jahre lang aus. In seine Amtszeit fallen u.a. das 50-jährige Jubiläum der Studienstiftung sowie die Verwissenschaftlichung und Professionalisierung der Auswahlarbeit und die Gründung des Instituts für Test- und Begabungsforschung.
Karl Theodor Bleek
Kuratoriumsvorsitzender und Stiftungspräsident 1963 bis 1967
Nach seinem Jurastudium in Marburg trat Karl Theodor Bleek (1898-1969) in den Verwaltungsdienst ein und war von 1927 bis 1932 als Regierungsassessor in der Kommunalabteilung des Preußischen Innenministeriums in Berlin tätig. In der Weimarer Republik war er Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bzw. Deutschen Staatspartei (DStP). 1933 bis 1939 übte er verschiedene Verwaltungsposten aus, 1939 bis 1945 hatte er das Amt des Stadtkämmerers in Breslau inne und floh 1945 nach Marburg. 1942 war er in die NSDAP eingetreten, verschwieg diese Mitgliedschaft jedoch in seinem Entnazifizierungsbogen und wurde daher in seinem Entnazifizierungsverfahren als entlastet eingestuft. 1946 wurde er für die FDP in den Landtag gewählt, wo er von 1947 bis 1951 als Vorsitzender der Landtagsfraktion wirkte. Von 1946 bis 1951 war er Oberbürgermeister von Marburg. 1951 wurde er Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, von 1957 bis 1961 dann Amtschef des Bundespräsidialamts.
In seiner Funktion als Staatssekretär des Innenministeriums wurde Bleek 1951 in das Kuratorium der Studienstiftung aufgenommen und zum stellvertretenden Stiftungspräsidenten gewählt. Nach dem Tod des ersten Präsidenten der Studienstiftung, Adolf Grimme, im Jahr 1963 rückte er in das Amt des Präsidenten nach und übte es vier Jahre lang aus. In seine Amtszeit fallen u.a. der Beginn der Promotionsförderung, die ersten Diskussionen um notwendige Hochschulreformen und die ersten Sommerakademien.
Adolf Grimme
Kuratoriumsvorsitzender und Stiftungspräsident 1948 bis 1963
Adolf Grimme (1889-1963) studierte bis 1914 Philosophie und Germanistik auf Lehramt und arbeitete zunächst als Studienassessor und Studienrat. 1922 trat er in die SPD ein. Nach einer Karriere in der Schulverwaltung und im Preußischen Kulturministerium war er 1930 bis 1932 Preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. 1942 wurde er von der Gestapo inhaftiert, die ihm vorwarf, als „Rote Kapelle“ bezeichnete Widerstandsgruppen unterstützt zu haben. 1945 aus der Haft befreit, war er ab 1946 Kultusminister des Landes Niedersachen, wurde als solcher Anfang 1948 in den Verwaltungsrat des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) berufen und im November desselben Jahres zum Generaldirektor des NWDR gewählt, ein Amt, das er bis 1955 ausübte.
Seit Kriegsende engagierte sich Grimme für den Wiederaufbau der Begabtenförderung in Deutschland und die Gründung der Studienstiftung mit dem Ziel, die Demokratie durch die Förderung junger, begabter Menschen zu stärken. Als Kultusminister von Niedersachsen war er 1948 Mitglied im Kuratorium der neugegründeten Studienstiftung und wurde zu ihrem ersten Präsidenten gewählt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Landesdienst im selben Jahr und dem Wechsel zum NWDR wurde er als gewähltes Mitglied in das Kuratorium aufgenommen und als Präsident bestätigt. Das Amt des Stiftungspräsidenten übte Grimme bis zu seinem Tod 1963 aus und prägte damit maßgeblich die ersten Jahre der Neugründung der Studienstiftung, ihre Vernetzung in Wissenschaft, Politik und Bildung sowie ihren demokratisch verankerten Begabungsbegriff.

Annette Julius
Generalsekretärin seit 2012
Nach ihrem Lehramtsstudium der Fächer Russisch, Englisch und Deutsch wurde Annette Julius (geb. 1965) 1995 an der Universität zu Köln in Russischer Literaturwissenschaft mit einer durch das Cusanuswerk geförderten Arbeit zu Leben und Werk der Dichterin Lidija Čukovskaja promoviert. Von 1995 bis 2000 war sie als wissenschaftliche Referentin beim Cusanuswerk und anschließend beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) tätig. Dort übernahm sie zunächst verschiedene Aufgaben in den Bereichen Grundsatz und Strategie, ab 2006 leitete sie das DAAD-Büro in Berlin und ab 2007 zusätzlich die Programmabteilung Nord in Bonn.
In der ersten Dekade ihrer Amtszeit schärfte die Studienstiftung in verschiedenen breit angelegten partizipativen Prozessen ihr Profil – etwa mit einem neuen Leitbild sowie verschiedenen Grundsatzpapieren wie zur Debattenkultur in der Studienstiftung sowie der gemeinsamen Wertebasis der Begabtenförderungswerke. Das ideelle Förderprogramm der Studienstiftung ebenso wie die Mitgestaltungsmöglichkeiten der Geförderten wurden deutlich ausgebaut und diversifiziert, ein eigener Förderzweig zur Stärkung des gesellschaftlichen Engagements von Geförderten etabliert und grundlegende Reformen der Auswahl- und Förderprozesse umgesetzt. In den ersten zehn Jahren ihrer Amtszeit wuchs der Haushalt der Studienstiftung um rund 75 % und konnten dank einer zweimaligen Erhöhung des „Länderpfennigs“ sowie eines zusätzlichen Overheads auf die Programmmittel des BMBF die Spielräume für ideelle Förderung deutlich ausgebaut werden.

Gerhard Teufel
Generalsekretär 1995 bis 2012
Gerhard Teufel studierte mit einem Stipendium der Studienstiftung Jura in Freiburg, Genf, Tübingen und Montpellier. Seine Referendarzeit verbrachte er in Freiburg und Paris. Nach seiner ebenfalls von der Studienstiftung geförderten Promotion am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg 1979 durchlief er eine Ausbildung an der französischen Verwaltungshochschule ENA in Paris. Anschließend arbeitete er für die Landesverwaltung Baden-Württemberg, zunächst für die Regierungspräsidien Freiburg und Stuttgart, dann für die Staatskanzlei des Landes Baden-Württemberg. Ab 1984 hatte er die Geschäftsführung der Kommission „Neue Führungsstruktur Baden-Württemberg“ inne, ab 1986 war er Generalsekretär der neu gegründeten Führungsakademie des Landes Baden-Württemberg. 1995 folgte er als Generalsekretär auf Hartmut Rahn, der die Studienstiftung 25 Jahre lang geleitet hatte.
In die Zeit von Teufel fielen die Einführung der Förderung von Studierenden an Fachhochschulen, der innerhalb weniger Jahre bewältigte Aufwuchs von rund 5.000 auf über 10.000 Stipendiatinnen und Stipendiaten, die Einführung eines Chancenprogramms der Studienstiftung sowie von verschiedenen Sonderprogrammen, die die Studienstiftung mit Partnern entwickelte. Auch der Start des Max Weber-Programms, der Neubau der Geschäftsstelle in Bonn sowie die Eröffnung einer Berliner Dependance lagen in dieser Zeit. Thematisch prägten die Bologna-Reform, der Aufwuchs der Studierendenzahlen und die Exzellenzinitiative Teufels Amtszeit. Begabung war für ihn nicht nur durch herausragende Leistungen, sondern auch durch die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, definiert. 2011 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. Nach seiner Zeit als Generalsekretär war er von 2013 bis 2016 Gründungsrektor des Salem Kollegs.

Hartmut Rahn
Generalsekretär 1970 bis 1995
Hartmut Rahn (1930-2022) studierte mit einem Stipendium der Studienstiftung Anglistik, Germanistik und Soziologie in Marburg, London und Amherst. 1959 schloss er seine ebenfalls von der Studienstiftung geförderte Promotion im Fach Amerikanistik in Frankfurt ab und wirkte danach insgesamt 36 Jahre für die Studienstiftung: zunächst elf Jahre als Referent und anschließend 25 Jahre, von 1970 bis 1995, in der Nachfolge von Heinz Haerten als Generalsekretär. 1999 wurde er in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die Förderung der Wissenschaften mit der Leibniz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.
Insbesondere mit dem Ausbau eines wissenschaftsbasierten und fairen Auswahlverfahrens prägte er eine Ära und legte den Grundstein für die heute etablierten, chancengerechten Wege zum Stipendium. Parallel hierzu trieb Hartmut Rahn die Diversifizierung von Zugangswegen in die Studienstiftung voran, etwa indem er bereits ab den frühen 1970er Jahren Studierenden an Fachhochschulen den Zugang zu einer Förderung eröffnete und die Promotionsförderung für Doktorandinnen und Doktoranden einführte. Ebenso prägend war Hartmut Rahns Engagement für den Ausbau und die Weiterentwicklung der ideellen Förderung der Studienstiftung: So wurden die seit 1965 bestehenden Sommerakademien der Studienstiftung ausgebaut – ein Format, das den fächerübergreifenden Austausch mit vielfältigen eigenen Gestaltungsmöglichkeiten verbindet und bis heute ein Herzstück des Bildungsprogramms der Studienstiftung ist. Ebenso sorgte er dafür, dass Vertrauensdozentinnen und Vertrauensdozenten als individuelle Ansprechpersonen für alle Geförderten an ihren Hochschulorten flächendeckend berufen wurden. Nicht zuletzt trieb Rahn die Internationalisierung der Studienstiftung voran: Allen Geförderten, die dies wünschten, eröffnete die Studienstiftung unter seiner Leitung die Möglichkeit, im europäischen Ausland ein Sprachkursstipendium wahrzunehmen. Für längere studien- oder forschungsbezogene Auslandsaufenthalte entwickelte Rahn ein differenziertes Förderprogramm, das er den Geförderten mit großem Engagement ans Herz legte.
Weitere Informationen
Heinz Haerten
Generalsekretär 1948 bis 1970
Heinz Haerten (1908-2001) studierte Germanistik und Geschichte in Bonn und Frankfurt am Main. Nach dem Kriegsdienst von 1942 bis 1945 und Kriegsgefangenschaft war er von 1945 bis 1948 Studienrat am Pädagogium Bad Godesberg. Bei einer Schuldezernenten- und Kultusministertagung im Juli 1946 in Bonn lernte er Adolf Grimme und Peter van Aubel kennen, die bereits erste Überlegungen zur Wiedergründung der Studienstiftung anstellten. 1948 übernahm er als erster Generalsekretär die Leitung der Geschäftsstelle der Studienstiftung, die er bis 1970 innehatte. In dieser Zeit baute er das Netzwerk der Studienstiftung auf und prägte einen humanistisch-individualistischen Begabungsbegriff, der auf die persönliche Begegnung mit den Geförderten und die individuelle Lernbereitschaft setzte. Von 1974 bis 1977 war er im Schuldienst aktiv, bevor er 1977 in die Niederlande zog.